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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Kosmisch

Weltverbunden

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Basiswissen


Kosmische Gefühle, eine kosmische Sicht: das Adjektiv kosmisch heißt, dass etwas mit dem ganzen Kosmos, der Welt als Ganzem intellektuell oder gefühlsmäßig in Verbindung steht. Aus religiöser Sicht versuchte der Theologe Rudolf Otto solche Gefühlslagen näher zu beschreiben und zu klassifizieren.

Edgar Allan Poes kosmische Weltsicht


Der US-amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) ist bekannt als Autor vieler kurzer Horror-Geschichten und Gedichte. Weniger bekannt sind seine oft von Sehnsucht nach Harmonie und Einheit getragenen Träume (The Domain of Arnheim, Landor's Cottage) sowie seine Betrachtungen im Prosa-Stil. Poe schlug eine kosmische Sicht der Dinge vor, in der der individuelle Mensch letztendlich nur Teil eines größeren Ganzen ist.

Was unter kosmisch als eine Sichtweise zu verstehen sei, benutzt er zunächst als Sinnbild die weite und detailreiche Landschaft Siziliens rund um den Berg Ätna. Um diese wirklich erfassen zu können, so Edgar Allan Poe, müsste man sich auf dem Gipfel des Vulkans mit hoher Geschwindigkeit um seine eigene Achse drehen, sodass der Blick auf einen Schlag alles erfassen könne. Und ganz ähnlich müsste man vorgehen, wöllte man den Kosmos in seiner Bedeutung als Ganzes erfassen:

ZITAT:

"... wir brauchen so etwas wie eine mentale Drehung auf dem Absatz. Wir brauchen eine so schnelle Umdrehung aller Dinge um den zentralen Blickpunkt, dass, während die Kleinigkeiten völlig verschwinden, selbst die auffälligeren Objekte zu einem Ganzen verschmelzen. Zu den verschwindenden Kleinigkeiten würden bei einer solchen Betrachtung alle ausschließlich irdischen Dinge gehören. Die Erde würde allein in ihren planetarischen Beziehungen betrachtet. Der Mensch wird in dieser Sichtweise zur Menschheit; die Menschheit ein Mitglied der kosmischen Familie der Intelligenzen."[1]

Kosmische Familie der Intelligenzen! Welch ein Ausdruck, welch eine Vision! Andere Autoren, die diesen kosmisch-philosophischen Blick sehr weitgehend ausgearbeitete haben sind zum Beispiel Olaf Stapledon und H. P. Lovecraft, sowie, etwas zurückhaltender, Stanislaw Lem. Während bei Lovecraft[2] und Lem[3] aber das Fremdartige bis Bedrohliche fremder Intelligenzen oft überwiegt, ist es der englische Philosoph Stapledon der die Idee einer kosmischen Gemeinschaft mit oft phantastischen Details, viel Phantasie und philosophischer Ernsthaftigkeit ausgearbeitet hat. Stapledons bekanntestes Werk in dieser Richtung ist Star Maker ↗

Fußnoten


  • [1] Um die weite und detailreiche Landschaft Siziliens rund um den Berg Ätna erfassen zu können, so Edgar Allan Poe, müsste man sich auf dem Gipfel des Vulkans mit hoher Geschwindigkeit um seine eigene Achse drehen, sodass der Blick auf einen Schlag alles erfassen könne. Und ganz ähnlich müsste man vorgehen, wöllte man den Kosmos in seiner Bedeutung als Ganzes erfassen: "...we require something like a mental gyration on the heel. We need so rapid a revolution of all things about the central point of sight that, while the minutiæ vanish altogether, even the [page 10:] more conspicuous objects become blended into one. Among the vanishing minutiæ, in a survey of this kind, would be all exclusively terrestrial matters. The Earth would be considered in its planetary relations alone. A man, in this view, becomes mankind; mankind a member of the cosmical family of Intelligences." In: Edgar Allan Poe: Eureka: An Essay on the Material and Spiritual Universe. 1848. Übersetzt ins Deutsche von: Heinz Janisch als Eureka. Ein Prosagedicht. Insel Verlag 1994. Englisches Original online: https://www.eapoe.org/works/essays/eureka1.htm
  • [2] In Lovecrafts fiktivem Universum ist der Kosmos vor allem eine ständige Quelle bedrohlich bösartiger fremder Lebensformen. In ihrer Überlegenheit und in den Jahrmillionen die Lovecraft zeitlich aufreisst, wird der Mensch zu einem hilflosen Objekt überlegener Kräfte, die am Geschick des Menschen keinerlei Interesse haben. Lovecraft charakterisiert seine Einstellung nicht als Pessimismus sondern als Indifferentismus. Siehe dazu unter H. P. Lovecraft ↗
  • [3] Bei Stanislaw Lem überwiegt das Motiv der Fremdartigkeit fremder Lebensformen. Seine fiktiven Planeten sind bevölkert von Schwarmintelligenz, von Robotern oder überspannten Philosophen. Aus naturwissenschaftlich-kosmischer Sicht vielleicht am ergiebigsten ist sein Roman Solaris ↗