Julien Offray de La Mettrie
Philosoph
Basiswissen
Julien Offray de la Mettrie wurde 1709 in der bretonischen Hafenstadt Saint Malo geboren. Er starb 1751 jung in Potsdam im preußischen Exil. Seinen Zeitgenossen war der Arzt ein unbequemer Quälgeist. Vor allem seine konsequent mechanistische Weltsicht brachte ihm viel Gegnerschaft und eine lange anhaltende Geringschätzung[1][2], die erst später einer auch nüchternen Einschätzung Platz machte[3]. Dazu hier kurz mehr.
Wofür ist er heute bekannt?
- Im Jahr 1748 veröffentlichte er ein heute berühmtes Buch.
- In ihm beschrieb er den Mensch als reine Mechanik.
- Der Titel war Die Maschine Mensch ↗
Was steht in dem Buch?
- La Mettrie beschreibt den Menschen als rein mechanisches Ding.
- All unsere Gedanken, Ideen und Wünsche sind nur Regungen von Körpersäften und Ähnlichem.
- Er vertritt darin einen konsequenten Mechanismus beziehungsweise Determinismus ↗
Warum la Mettrie er ins Exil?
- La Mettries undiplomatische Art zu schreiben, was er denkt machte ihn unbeliebt.
- Meinungsfreiheit war damals in Europa nicht so locker wie im Moment (2018).
- La Mettrie floh erst in die damals toleranten Niederlande.
- Von dort aus ging er an den Hof von Friedrich dem Großen.
- Friedrich der Große war damals der König von Preußen.
- In Potsdam versammelte Friedrich viele Querdenker.
Fußnoten
- [1] Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 57-58: "Julien Offroi de la Mettrie, ein medicinischer Charlatan, Freigeist und zügelloser Spötter, den Friedrich der Einzige, aus bekannter Vorliebe gegen die Franzosen, weit höher schätzte als er verdiente und ihn dadurch, vielleicht auf einige Jahre länger, der Vergessenheit entriß, die er als Mensch und Schriftsteller verdient." Online: http://www.zeno.org/nid/20000797545
- [2] Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 698: "La Mettrie, Julien Offrey de, philosophischer Narr und Arzt, geb. 1709 zu St. Malo, gest. 1751 zu Berlin, wohin ihn als ein vermeintliches Opfer der Intoleranz Friedrich II. gerufen hatte, um ihn zu seinem Vorleser u. Akademiker zu machen. Seine Ansichten: Gott sei nichts, die menschliche Seele sei nichts, das Gehirn habe Muskeln zum Denken wie die Beine zum Gehen, mit dem Tode sei wie bei jedem Vieh alles aus u.s.f. verkündete L. unerhört frech, wälzte sich denselben gemäß im Schmutz und kam frühzeitig darin um." Online: http://www.zeno.org/nid/20003408310
- [3] Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 379-380: "La Mettrie (Lamettrie), Julien Offroy de, geb. 1709 in St. Malo, studierte Medizin (auch, 1733, bei Boerhave in Leyden, von dem er beeinflußt wurde), war seit 1734 schriftstellerisch tätig, ging 1742 nach Paris, wurde Arzt bei den Garden, machte einige Feldzüge mit und wurde anläßlich eines Fiebers auf die große Abhängigkeit des Denkens vom Körper aufmerksam. Streitigkeiten mit seinen ärztlichen Kollegen zogen ihm Verfolgungen zu, seine Schriften erregten Ärgernis. In Leyden, wohin sich L. begeben hatte, verfaßte er seine Hauptschrift »L'homme machine«. 1748 berief ihn Friedrich der Große nach Berlin als Vorleser und Mitglied der Akademie; 1751 starb er in Berlin. L., der von Boerhave, Descartes, Locke u. a. beeinflußt ist, verficht den anthropologischen Materialismus, zugleich den Atheismus, Sensualismus und Hedonismus. Die Ursachen des Lebens sind nach ihm rein körperlicher Art; das Organische geht aus dem Anorganischen hervor. Das Geistige wiederum ist vom Organismus durchaus abhängig. Seele und Leib bestehen nur zusammen, erstere wächst mit dem Leibe und nimmt mit ihm ab. Die Empfindung ist eine Funktion der Materie." Online: http://www.zeno.org/nid/20001826360