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Negative Theologie


Unvorstellbarkeit Gottes


Basiswissen


Von einer negativen Theologie spricht man, wo die Eigenschaften Gottes nicht bejahend im Sinn sicherer Aussagen was er ist getroffen werden können, sondern mit Sicherheit nur darüber, was er nicht ist.

Positiv und negativ im Sinne der Erkenntnistheorie


Die Worte positiv und negativ stehen in der Alltagssprache oft wertend für etwas das man gut findet (positiv) oder schlecht (negativ). In der Logik, und insbesondere auch in der Erkenntnistheorie, stehen positiv und negativ für Arten von Aussagen. Bei einer positiven Aussage sagt man, welche Eigenschaft oder Handlung einer Sache zugsprochen wird: Gott ist gut, Gott ist allmächtig, Gott ist gütig. Bei einer negativen Aussagen hingegen spricht man dem der betrachteten Sache (dem Subjekt) Eigenschaft ab: Gott ist nicht begrenzt, Gott ist nicht böse, Gott ist nicht unwissend. Die Idee der negativen Theologie besagt, dass nur negative formulierte Aussagen über Gott sicher wahr sein müssen. Alle positiven über Gott getroffenen Aussagen führen aber bei einer Verknüpfung dieser über logische Schlüsse zu unlösbaren Widersprüchen.

Logische Paradoxien zu Gott


Angenommen Gott wäre allmächtig. Könnte er dann einen Stein machen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht hochheben kann? Könnte Gott sich selbst „wegmachen“? Wenn Gott alles weiss, dann weiss er auch, was er morgen tut? Kann er sich dann morgen noch dagegen entscheiden? Kann Gott Geschehenes ungeschehen machen? Wenn Gott alles erschaffen hat, hat er sich dann selbst erschaffen? Diese logischen Probleme haben eine Art Selbstbezüglichkeit gemeinsam: Gott soll etwas mit sich selbst machen (sich erschaffen, sich überfordern, sich wegmachen), was dann zu unlösbaren logischen Paradoxien führt[1]. Stellvertretend für eine größere Klasse solcher Probleme steht das berühmte Problem vom Barbier von Sevilla ↗

Der schweigende Gott


Immer wieder machen gläubige Menschen die Erfahrung, dass sie in Lebenskrisen von Gott alleine gelassen würden. Gott schweige und zeige sich mit keiner Regung. Dieses Thema wird in der Theologie angesprochen über das Stichwort Deus absconditus ↗

Theodizee oder das Übel in der Welt


Für viele Menschen ist das offensichtliche Übel in der Welt ein schlagender Beweis gegen jede Vorstellung eines Gütigen und allmächtigen Gottes. Wozu ließ Gott die Pest in Europa ein Drittel der Bevölkerung dahin raffen? Wie kann ein Gott dem Mord von Kindern tatenlos zusehen? Wie konnte ein Gott die industrielle Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa geschehen lassen? Theologen antworten oft mit einem Verweis auf die Freiheit des menschlichen Willens. Indem Gott uns einen freien Willen gab, ließ er uns auch freies Spiel, Böses zu tun. Dieser Beweis befriedigt nicht jeden. Siehe dazu auch Theodizee ↗

Was war die Scholastik?


Als Scholastik fasst man heute eine Denkströmung des westeuropäischen Mittelalters zusammen. Sie war wirkmächtig etwa von 1000 bis 1300, je nach sichtweise auch noch länger. Die vor allem theologisch motivierten Denker der Scholastik versuchten den christlichen Glauben mit der strengen Logik zu verbinden. Dabei stießen die Denker vor allem auf die oben angedeuteten logischen Probleme. Während die katholische Kirche das Erbe der Scholastik als letztendliche Weltanschauung akzeptiert[2], entstand im 14ten Jahrhundert eine aus der Scholastik herausgehende Bewegung, die über Renaissance und Aufklärung hin zu den modernen, verweltlichen, a-religiösen Naturwissenschaften führte. Siehe mehr im Artikel zur Scholastik ↗

Negatives Denken in nicht-christlichen Religionen


Die Idee, dass Gott oder das höchste Weltprinzip letztendlich nicht mit apositiven Begriffen anschaulich und logisch konsistent beschrieben werden kann, findet sich in vielen Religionen und philosophischen Lehrgebäuden. Das trifft auf das Nirvana des Buddhismus zu[3] und drückt sich vielleicht auch im Bilderverbot des jüdischen Alten Testamentes[4][5] aus. Eine Idee davon, wie schwer Urpinzipien oder höchste Wesen konkret vorstellbar sind, vermittelt der Artikel zu einem hypothetischenS Urgrund ↗

Negatives Denken in der modernen Physik


Licht hat zwar Eigenschaften von Wellen (Frequenz, Interferenz etc.), aber es kann ganz sicher keine Welle sein (tritt immer punktförmig auf). Licht hat auch Eigenschaften von Teilchen (Impuls, Punktförmigkeit), kann aber ganz sicher kein Teilchen sein, da es zum Beispiel Intferenz zeigt. Man kann also im Sinn eines negativen Denkens zwar genau sagen, was Licht nicht ist (sicher keine klassische Welle, kein klassisches Teilchen), es gibt aber keine Theorie dessen was Licht wirklich ist. In der Physik des Lichtes verwendet man also zwei sich widerstreitende Konzepte und spricht vom Welle-Teilchen-Dualismus. Noch zugespitzter wird unser Unmöglichkeit den Objekten der Physik klare Eigenschaften zuzuweisen, wenn man die Quantenphysik betrachtet. Siehe dazu als Beispiel den Artikel Quantenobjekt ↗

Fußnoten