Harmonische Schwingung
Sinusförmig
Definition
Eine harmonische Schwingung, auch Sinusschwingung genannt, ist jede Schwingung, bei der die momentane Auslenkung des schwingenden Elementes als sinus- oder cosinusförmige Funktion der Zeit modelliert werden kann[1]. Gleichbedeutend damit ist die Definition, dass eine Schwingung dann harmonisch heißt, wenn „die Rückstellkraft der Elongation proportional und stets zur Gleichgewichtslage gerichtet ist, für e also ein lineares Kraftgesetz gilt[2]“. Das ist hier näher erklärt.
Schwingungen und Oszillatoren
Jede Schwingung hat immer einen sogenannten Oszialltor. Der Oszillator ist das hin und her schwingende Teilchen oder abtrakt auch Element. Die Schwingung selbst ist eine sich ständig wiederholende Bewegung um einen sogenannten Ruhepunkt. Bei einem Fadenpendel etwa ist der Oszillator das Pendel und der Ruhepunkt ist das still ruhende Pendel ohne äußere Kräfte. Schwingt das Pendel, hat es zu jedem Zeitpunkt eine Auslenkung, das heißt Entfernung von der Ruhelage.
Von der Schwingung zur Welle
Hängt man viele Fadenpendel in einer geraden Linie hintereinander auf und verbindet man die Pendel durch feine Gummibänder miteinander, tritt folgender Effekt auf: stößt man das erste Pendel an, beginnt es zu schwingen. Über das Gummibändchen nimmt es das Nachbarpendel mit, sodass dieses auch schwingt. Die Schwingung pflanzt sich so von Pendel zu Pendel entlang der Linie im Raum aus. Eine sich im Raum ausbreitende Schwingung nennt man eine Welle. Eine harmonische Schwingung die sich im Raum ausbreitet ist entsprechend eine harmonische Welle oder auch eine Sinuswelle ↗
Harmonische Schwingung
Man kann eine Funktion aufstellen, die für jeden Zeitpunkt diese Auslenkung als Funktionswert liefert. Ist diese Funktion mathematisch eine Sinusfunktion nennt man die Schwingung sinusförmig oder harmonisch[1]. Bei einer mechanischen Schwingung ist das genau dann der Fall, wenn die Rückstellkraft zu jedem Zeitpunkt proportional zur Elongation (Auslenkung) ist und immer hin zur Ruhelage zeigt[2]. Nicht jede in Wirklichkeit stattfindende Schwingung ist harmonisch aber viele Schwingungen sind zumindest näherungsweise harmonisch. Man spricht auch von einer idealisierten Betrachtung[7].
Das Weg-Zeit-Gesetz der harmonischen Schwingung
- s = sₘₐₓ·sin(2·π·t/T)[2]
Legende
- s = die zur Zeit t gehörende Elongation [Auslenkung] ↗
- sₘₐₓ = die maximale Auslenkung oder die Amplitude ↗
- sin = die mathematische Sinusfunktion ↗
- π = das altgriechische Pi ↗
- t = die Zeit als unabhängige Variable ↗
- T = die Dauer einer Schwingung, die Periodendauer ↗
Das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz der harmonischen Schwingung
Die folgende Darstellung leitet die harmonische Schwingung aus einer Kreisbewegung her. Darüber kommen auch die Größen ω und φ, die zur Beschreibung einer Kreisbewegung mit konstanter Geschwindigkeit dienen. Betrachtet man von der Kreisbewegung nur den vertikalen Abstand s des Objektes auf der Kreisbahn hin zum Kreismittelpunkt, ergibt sich daraus die Formel für harmonische Schwingung[2].
Formeln
- v = sₘₐₓ·ω·cos(φ)
- v = sₘₐₓ·ω·cos(2·π·t/T)
Mit:
- v = die zur Zeit t gehörende Geschwindigkeit ↗
- ω = kleines Omega, die Kreisfrequenz [gleich 2·π·t/T] ↗
- φ = kleines Phi, Phase der Schwingung
- sₘₐₓ = die maximale Auslenkung oder die Amplitude ↗
- cos = die mathematische Cosinusfunktion ↗
- π = das altgriechische Pi ↗
- t = die Zeit als unabhängige Variable ↗
- T = die Dauer einer Schwingung, die Periodendauer ↗
Das Beschleunigungs-Zeit-Gesetz der harmonischen Schwingung
- a = -sₘₐₓ·ω²·sin(2·π·t/T)
Mit:
- a = die zur Zeit t gehörende Beschleunigung ↗
- ω = kleines Omega, die Kreisfrequenz [gleich 2·π·t/T] ↗
- sₘₐₓ = die maximale Auslenkung oder die Amplitude ↗
- sin = die mathematische Sinusfunktion ↗
- π = das altgriechische Pi ↗
- t = die Zeit als unabhängige Variable ↗
- T = die Dauer einer Schwingung, die Periodendauer ↗
Die harmonische Schwingung und Differentialgleichungen
Die harmonische Schwingung wird oft in Verbindung mit sogenannten Differentialgleichungen betrachtet. Die Gleichungen oben entstanden als Lösungen von einer Differentialgleichung. Als Differentialgleichung bezeichnet man eine Gleichung deren Lösungen selbst Funktionen sind und in denen die Ableitungen der gesuchten Funktion vorkommen[3]. Die Differentialgleichung für eine harmonische Schwingung ist:
- ÿ(t) = -y(t)·D/m
Dabei steht y für den Funktionsterm einer noch unbekannten und gesuchten Funktion. Hier im Beispiel steht y für die momentane Auslenkung als Funktion der Zeit. Die Auslenkung steht damit für einen Winkel oder einen Ort. Ein ẏ stünde für die erste Ableitung dieser Funktion, ÿ steht für die zweite Ableitung der Funktion. Die Schreibweise mit Punkten über dem Buchstaben nennt man die Newton-Notation[4].
In Worten ausgedrückt sagt die Differentialgleichung: gesucht ist eine Funktion y deren zweite Ableitung proportional zu sich selbst ist. Dabei soll -D/m[5] der Proportionalitätsfaktor[6] sein.
Differentialgleichungen entstehen oft dadurch, dass man von grundlegenden Prinzipien oder Gesetzen ausgeht. Bei der harmonischen Schwingung ist ein solches Prinzip das zweite Newtonsche Gesetz, dass nämlich die von außen auf einen Körper einwirkende Kraft proportional zu seiner Beschleunigung ist. Und die Beschleunigung wiederum ist die zweite Ableitung nach dem Ort. So entsteht der Term ÿ. Der Term y(t) steht für die momentate Auslenkung. Und der Gesamtbauplan des Beispiels drückt das Hookesche Gesetz für ein Federpendel aus, dass nämlich die Kraft (ÿ) stets proportional (Faktor -D/m) zur momentanten Auslenkung (y) ist.
Fußnoten
- [1] Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Dort ist auf Seite 109 die harmonische Schwingung definiert als eine „Schwingung, die durch eine Sinus- oder cosinus-Kurve beschrieben werden kann“.
- [2] Oskar Höfling: Physik. Lehrbuch für Unterricht und Selbststudium. Fünfzehnte Auflage. 1994. ISBN: 3-427-41045-5. Seite 197 ff.
- [3] Das Spektrum Lexikon der Physik definiert als Differentialgleichunge jede "mathematische Gleichung, die Ableitungen einer unbekannten Funktion y enthält". In: der Artikel "Differentialgleichung". Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 23. April 2024. Siehe mehr unter Differentialgleichung ↗
- [4] Die übliche Schreibweise für eine Ableitung f'(x) bezeichnet man als Leibniz-Notation. Die Schreibweise mit Punkten ist vor allem in der Physik und in der Mathematik bei Differentialgleichungen sehr verbreitet. Siehe mehr unter Newton-Notation ↗
- [5] Das große D steht für die Federkonstante. Eine harmonische Schwingung wird oft am Beispiel eines Federpendels betrachtet. Das m steht für die Masse. Zum Hintergrund siehe auch Hookesches Gesetz ↗
- [6] Bei y=m·x wäre das m der Proportionalitätsfaktor. Im Beispiel - ÿ(t) = -y(t)·D/m kann man aufgrund der Kommutativität der Multiplikation die Faktoren -1, D und 1/m zu einer Konstanten zusammenziehen. Siehe auch Proportionalitätsfaktor ↗
- [7] Es gibt in der Wirklichkeit keinen wirklich runden Kreis. Mit einem ausreichend starken Mikroskop würde man bei jedem echten Kreis letztendlich kleine Abweichungen von der perfekten Kreisform entdecken. Das liegt schon bereits in der Natur der Materie begründet, zum Beispiel ihres Aufbaus aus Atomen. Dennoch ist die Idee des perfekten Kreises von größter Nützlichkeit in der Naturwissenschaft und Technik gewesen. Es ist ein tiefsinniger Gedanke, dass man die Wirklichkeit nicht unbedingt in ihrer ganzen Detailfülle und in perfekter Genauigkeit betrachtet, sondern sie hin zu einfacheren Bildern idealisiert. Siehe mehr dazu unter Idealisierung ↗