Uranmaschine
Physik
Basiswissen
Uranmaschine war im Dritten Reich die technische Bezeichnung für eine energetische (dann auch Uranbrenner[6]) wie auch detonative Nutzung der Atomenergie.[1] Zahlreiche, zum Teil konkurrierende Bemühungen um verschiedene Wissenschaftler und Techniker sollten im sogenannten Uranverein gebündelt werden.[3] Eine zentrale Figur der letztendlich fruchtlosen deutschen Bemühungen war der Physiker Werner Heisenberg.[6] Es ist bis heute ungeklärt, ob das Scheitern der deutschen Uranmaschine ihre Ursache in fehlender Kompetenz[4] oder mangelndem Willen[5] der Beteiligten hatte. Damit ist man im großen Thema von Moral und Wissenschaft ↗
Fußnoten
- [1] Dass Physiker im Deutschen Reich im Zusammenhang mit der Kernphysik sowohl die Möglichkeit einer Energiequelle wie auch einer neuen Waffe sahen belegt ein längeres Schriftstück der Physiker Carl Ramsauer und Finkelnburg an den Reichsminister Rust vom 20. Januar 1940, dort in der Anlage III "Die entscheidende Bedeutung der theoretischen insbesondere der modernen theoretischen Physik". Dort heißt es: "Die Kernphysik ist das einzige Gebiet, von dem wir für das Energie- und Sprengstoffproblem wesentliche Fortschritte erwarten könnten." Zitiert nach: Dieter Hoffmann, Mark Walker (Herausgeber): Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich. Wiley-VCH. Weinheim. 2007. ISBN: 978-3-527-40585-5. Dort auf Seite 609.
- [2] Mark Walker: Die Uranmaschine. Berlin. 1990.
- [3] Thomas Powers: Heisenbergs Krieg. Die Geheimgeschichte der deutschen Atombombe. ISBN: 978-3455084795. Verlag Hoffmann und Campe. Das Buch diskutiert unter anderem eine bis heute ungeklärte Frage: War das Scheitern der deutschen Bemühungen zur Nutzung der Kernkraft das Ergebnis mangelnder Fähigkeiten oder das Ergebnis einer bewussten und verdeckten Zurückhaltung von beauftragen Forschern? Von der Uranmaschine ist dort beispielsweise auf Seite 206 die Rede, als ein Wort in einer Notiz des Rüstungsministers Albert Speer über eine Tagung am 4. Juni 1942 mit Physikern wie Werner Heisenberg, Manfred von Ardenne, Arndold Sommerfeld, Kurt Diebner, Otto Hahn, Carl Friedrich von Weizsäcker, Erich Bagge und anderen. Siehe auch Werner Heisenberg ↗
- [4] Samuel Goudsmit: ALSOS. Der ALSOS-Bereicht unter Federführung von Oliver Goudsmit entstand kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Goudsmit sieht den Grund für das Scheitern vor allem in Fehleinschätzungen und fachlichen Mängeln von Werner Heisenberg: Samuel Abraham Goudsmit: Alsos. The failure in German science. Sigma Books, London 1947.
- [5] Das Motiv vom nur äußerlich vorgetäuschten Engagement für die Sache des Dritten Reiches bei gleichzeitiger Nutzung aller dann möglichen Formen von Enthaltung formulierte unter anderem der deutsche Physiker Max von Laue. Zur Verteidigung deutscher Physiker, zum Beispiel von Leitern von Hochschulinstituten schrieb er im Jahr 1948: "Mchmal ergab sich dabei sogar die Gelegenheit, politisch Verfolgte dadurch vor dem Konzentrationslager oder Schlimmerem zu bewahren, daß man ihnen mehr oder minder ›kriegswichtige‹ Forschungen zuteilte." In: Dieter Hoffmann, Mark Walker (Herausgeber): Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich. Wiley-VCH. Weinheim. 2007. ISBN: 978-3-527-40585-5. Dort auf Seite 642, in einer Replik Max von Laues auf Vorwürfe des Amerikaners Philip Morrison. Zuerst original erschienen in: Physikalische Blätter 3. 1947. Seite 424 bis 425. In englischer Übersetzung auch erschienen in: Bulletin of the Atomic Scientists 4. 1948, Seite 103.
- [6] W. Heisenberg, K. Wirtz: Großversuche zur Vorbereitung der Konstruktion eines Uranbrenners. In: Naturforschung und Medizin in Deutschland 1939–1946. Für Deutschland bestimmte Ausgabe der FIAT Review of German Science, Bd. 14 Teil II (Hrsg. W. Bothe und S. Flügge), Wiesbaden: Dieterich. Abgedruckt auch in: Stadt Haigerloch (Hrsg.): Atommuseum Haigerloch, Eigenverlag, 1982, S. 43–65.