Sabine Hossenfelder
Physikerin
Basiswissen
Sabine Hossenfelder, geboren 1976 in Frankfurt am Main, wurde in Deutschland vor allem als Autorin des Buches „Lost in Math“ bekannt. Darin hinterfragt sie, inwiefern eine mathematisch-physikalische Ästhetik als Motiv zur Formulierung von Forschungsfragen taugt.
Worüber forscht Sabine Hossenfelder?
Sie forscht unter anderem über experimentell oder mit Beobachtungen überprüfbare Aussagen von Theorien der Quantengravitation (wie Verletzung der Lorentzinvarianz und Lokalität) und phänomenologische Modelle der Quantengravitation. 2018 gab sie darüber einen Sammelband heraus[2].
Lost in Math
In dem Buch mit dem Titel "Lost in Math" (auf Deutsch: das hässliche Universum) kritisiert Hossenfelder vor allem die Idee, dass man der physikalischen Realität eine mathematische Schönheit oder Eleganz unterstellen kann.[5][6], eine schon in der Antike anzutreffende Idee. Wo aber Physiker glauben, dass neue physikalische Erkenntnisse in Richtung mathematische Schönheit zu finden seien, dort befänden sich die Physiker auf einem Irrweg. Exemplarisch legt sie das am Beispiel der Teilchenphysiker dar. Teure Erweiterung des CERN zum Aufsuchen immer neuer Teilchen hinterfragt sie grundsätzlich. Siehe auch CERN ↗
Was sagt Sabine Hossenfelder zum Freien Willen?
Ihrer Ansicht nach ist freier Wille eine Illusion[3]. Er sei durch keine Naturgesetze begründbar, da diese entweder deterministisch sind (auch in der Chaostheorie) oder aber probabilistisch (reiner Zufall) wie die Quantenmechanik. Eine dritte Möglichkeit als Alternative zu Determiniertheit und Zufall gebe es in der Physik zurzeit nicht[4, Seite 6]. Siehe auch Freier Wille ↗
Fußnoten
- [1] Sabine Hossenfelder: Lost in Math. Deutsche Ausgabe: Das hässliche Universum: Warum unsere Suche nach Schönheit die Physik in die Sackgasse führt. Übersetzerinnen Gabriele Gockel, Sonja Schuhmacher. S. Fischer 2018, ISBN 978-3-10-397246-7.
- [2] Sabine Hossenfelder: Experimental Search for Quantum Gravity. Springer 2018. ISBN: ISBN: 978-3-319-64537-7.
- [3] Sabine Hossenfelder: Free will is dead, let’s bury it. In: backreaction.blogspot.com. 10. Januar 2016, abgerufen am 23. Februar 2019 (englisch).
- [4] Sabine Hossenfelder: The Free Will Function. Free will from the perspective of a particle physicist. 2012. https://arxiv.org/abs/1202.0720
- [5] Werner Heisenberg: Die Plancksche Entdeckung und die philosophischen Grundfragen der Atomlehre" Vortrag gehalten bei der DPG-Feier des 100. Geburtstages von Max Planck in Berlin am 25. 4. 1958. Vor allem zum Ende des Vortrags hin skizziert Planck die Vision einer Physik, die ganz auf einigen mathematisch einfach formulierbaren Symmetriebedingungen beruht. Heisenbergs Vision ist ein Beispiel für die von Hossenfelder kritisierte Annahme, dass die Physik auf einer ästhetischen Mathematik beruhen müsse.
- [6] Brian Greene: The Elegant Universe: Superstrings, Hidden Dimensions, and the Quest for the Ultimate Theory. Vintage Series, Random House Inc., February 2000 ISBN 0-375-70811-1. Auf Deutsch erhältlich unter dem Titel "Das elegante Universum". Auch Greene geht von einer Ästhetik der Mathematik als Grundlage der Physik aus.
- [7] Schon in der griechischen Antike, etwa bei Empedokles, findet lässt sich die Idee einer harmonisch geordneten Welt nachweisen. Sie fand später ihren astronomischen Ausdruck in der Harmonie der Sphären und war bis in die Neuzeit sehr wirkmächtig. Siehe mehr unter Weltharmonie ↗