Die letzten und die ersten Menschen
Science Fiction
Basiswissen
In seinem ersten großen und erfolgreichen Roman beschreibt der englisch Philosoph Wiliam Olaf Stapledon das Werden und Vergehen von insgesamt 18 menschlichen Zivilisationen über einen Zeitraum von Milliarden von Jahren. Das Buch[1] gilt als eines der frühen Klassiker der Science Fiction. Hier sind einige besondere Aspekte des Buches kurz aufgelistet.
Ist der Titel falsch?
Stapledon blickt auf die Geschichte der Menschheit von der Perspektive der letzten menschlichen Rasse im Kosmos, der achtzehnten Menschheit auf dem Neptun. Aus dieser Erzählsicht, stehen die letzten Menschen sozuagen am Anfagn. Darauf spielt der Titel an. Eine solche bewusste Irritation setzte später auch der polnische Autor Stanislaw Lem in seinen berühmten Sterntagebüchern ein. Aufgrund von Zeitreise-Effekten sind die einzelnen Abenteuer des Helden zeitlich durcheinander geraten, was sich in der wirren Nummerierung der Kapitel zeigt.[5]
Einige Aspekte des Buches
- Eine ständige Spannung bilden das menschliche Klein-Klein und die kosmische Größe.[4]
- Es kommt zu einem großen Krieg zwischen den USA und China.[2]
- Menschliche Rassen entstehen und vergehen in Jahrmillionen.
- Es kommt zu einem tragischen Krieg mit einer Schwarmintelligenz vom Mars.
- Eine Rasse widmet sich ganz der Züchtung künstlichen Lebens.
- Eine andere Rasse sind die tragischen, super-intelligenten Großen Gehirne
- Letztendlich wandern die Nachfahren des Menschen auf die Venus und dann den Neptun aus.
- Auf dem Neptun entsteht eine Hochkultur mit der Fähigkeit zu Zeitreise[n] ↗
- Aber letztendlich degeneriert auch diese Kultur.
- Gemeinsam ist allen Kulturen die Suche nach dem Geist im Kosmos.
Die steigende Sichtweite als literarisches Stilmittel
Eine Besonderheit von Stapledons Schreibstil ist die über ein Buch hinweg ständige Zunahme der Sichtweite. Beschreibt er am Anfang recht detailliert die politischen Wirren unseren jetzigen Menschheit, übergeht er später ganze Geschlechter und ganze Jahrmillionen in einigen wenigen Sätzen. Dieses Stilmittel sollte er später auch in seinem zweiten großen Erfolg, dem Buch über den Sternenschöpfer, verwenden. Die Spannung zwischen dem menschlichen Wunsch nach Geborgenheit in kleinen Umständen und dem Drang zu großen Sichten ist ein durchgängiger roter Faden vieler seiner Werke, und möglicherweise auch seiner eigenen Biographie. Siehe auch Star Maker [Sternenschöpfer] ↗
Fußnoten
- [1] William Olaf Stapledon: Last and First Men (1930). Deutsch: Die letzten und die ersten Menschen. Heyne (Bibliothek der Science Fiction Literatur), 1983, ISBN 3-453-30960-X. Siehe auch William Olaf Stapledon ↗
- [2] Stapledons Geschichte beginnt in seiner Gegenwart der 1930er Jahre.
- [3] Stanislaw Lem: Sterntagebücher. Auf polnisch zuerst 1957. Siehe auch Stanislaw Lem ↗
- [4] Wahrscheinlich ist das folgende Zitat autobiographisch zu deuten. Stapledon spielt recht sicher auf seine eigene Ehe an: "as a long-married couple we fitted rather neatly, like two close trees whose trunks have grown upwards together as a single shaft, mutually distorting, but mutually supporting. Coldly I now assessed her as merely a useful, but often infuriating adjunct to my personal life. We were on the whole sensible companions. We left one another a certain freedom, and so we were able to endure our proximity. Such was our relationship. Stated thus it did not seem very significant for the understanding of the universe. Yet in my heart I knew that it was so. Even the cold stars, even the whole cosmos with all its inane immensities could not convince me that this our prized atom of community, imperfect as it was, short-lived as it must be, was not significant." In: William Olaf Stapledon: Last and First Men. 1930.