Wernher von Braun
Raketenpionier
© 2016
- 2025
Basiswissen|
Durchbruch auf Borkum|
Zweiter Weltkrieg|
Apollo-Programm|
Das Marsprojekt|
Zitate über und von Wernher von Braun|
Eigene Einschätzung|
Fußnoten
Basiswissen
Wernher von Braun lebte von 1912 bis 1977. Schon in den 1920er Jahren hatte er sich für den Bau von Raketen begeistert. Sein größtes Ziel schien es schon damals gewesen zu sein, mit Raketen in den Weltraum vorzudringen. Im Zweiten Weltkrieg wurden unter der Leitung von Brauns die erste voll funktionstüchtige Langstreckenrakte V2 (A4) entwickelt und eingesetzt. Von Brauns ziviele Karriere begann erst nach dem Krieg.
Durchbruch auf Borkum
Im Jahr 1934, im Alter von 22 Jahren, leitete Wernher von Braun den Start von zwei Versionen seiner A2. Die Aktion erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Militär auf der Nordseeinsel Borkum.[2] Diese zwei Raketen waren nach seiner eigenen Aussage vollständig seine eigene Entwicklung.[3] Obwohl die Raketen nur 161 cm hoch waren, erreichten sie bei einer Brenndauer von 16 Sekunden und einem Schub von 3,14 Kilonewton eine Steighöhe von über 2000 Metern. Seit diesem Erfolg, war die weitere Karriere von Brauns eng verbunden mit dem deutschen Militär.
Zweiter Weltkrieg
Im zweiten Weltkrieg, zu dessem Beginn von Braun 27 Jahre alt war, leitete er in Peenemünde an der Ostsee die Entwicklung der Rakete A4, später auch V2 genannt. Teile der Rakete wurden unter unmenschlichem Einsatz von Zwangsarbeitern in unterirdischen Stollen gefertigt. Von Braun musste davon gewusst haben. Gegen Ende des Krieges wurde die V2 als erste Langstreckenrakete technisch erfolgreich als Terrorwaffe gegen Ziele vor allem in Südostengland und London eingesetzt. Mit dem Einmarsch der Amerikaner in Deutschland bot sich von Braun mit einigen Mitarbeiter aktiv dafür an, ab dann für die Amerikaner zu arbeiten.
Apollo-Programm
Nach dem Krieg wirkte von Braun in den USA. Dort leitete er das Apollo Projekt. Die Krönung seines Lebens war die Landung von Menschen auf dem Mond. Wie sein Zeitgenosse Manfred von Ardenne im Osten, so gelang es von Braun im Westen, Menschen für seine Ideen zu begeistern und einzunehmen.
Das Marsprojekt
Im Jahr 1948 schrieb Wernher von Braun eine wissenschaftliche Utopie über einen Expedition zum Planeten Mars. Von Braun beschrieb ausführlich die technischen Begebenheiten. 10 Raketen mit insgesamt 70 Astronauten erreichten den Mars. Sie trafen dort auf eine hoch entwickelte Zivilisation menschenähnlicher Wesen. Ihren Anführer nannte von Braun kurioserweise Den Elon. Tatsächlich wurde im Jahr 1971 ein Mann namens Elon Musk geboren, der es sich zu seinem Lebensziel setzte, den Mars zu kolonisieren. Solche bedeutungsvollen Übereinstimmungen ohne erkennbare ursächliche Verbindung nennt man Synchronizitäten ↗
Zitate über und von Wernher von Braun
ZITAT:
Höflich: "… Als Mensch hat er zwar sicher sehr schätzenswerte Eigenschaften: Ungewöhnliche Tatkraft, eisernen Fleiß, bewundernswerten persönlichen Mut, angenehme Umgangsformen, er ist ein glänzender Diplomat und Organisator und zeigt mindestens nach außen keine Spur von jenem Hochmut und Dünkel, der bei einem jungen Mann in seiner Lage nur zu leicht möglich und verständlich gewesen wäre, dabei ist er keineswegs kleinlich oder rachsüchtig (…) Außerdem konnte ich mich wiederholt davon überzeugen, daß er gegebenenfalls auch das Herz sprechen lassen kann. Aber leider hat er einen wahnsinnigen Ehrgeiz, oder besser gesagt, der Ehrgeiz hat ihn und treibt ihn dazu, niemanden aufkommen zu lassen, von dem er im geringsten befürchtet, daß er ihn selbst einmal in den Schatten stellen könnte.”[4]
Höflich: "… Als Mensch hat er zwar sicher sehr schätzenswerte Eigenschaften: Ungewöhnliche Tatkraft, eisernen Fleiß, bewundernswerten persönlichen Mut, angenehme Umgangsformen, er ist ein glänzender Diplomat und Organisator und zeigt mindestens nach außen keine Spur von jenem Hochmut und Dünkel, der bei einem jungen Mann in seiner Lage nur zu leicht möglich und verständlich gewesen wäre, dabei ist er keineswegs kleinlich oder rachsüchtig (…) Außerdem konnte ich mich wiederholt davon überzeugen, daß er gegebenenfalls auch das Herz sprechen lassen kann. Aber leider hat er einen wahnsinnigen Ehrgeiz, oder besser gesagt, der Ehrgeiz hat ihn und treibt ihn dazu, niemanden aufkommen zu lassen, von dem er im geringsten befürchtet, daß er ihn selbst einmal in den Schatten stellen könnte.”[4]
ZITAT:
Pragmatisch: "Mit den organisatorischen Angelegenheiten befaßt sich in Dora der Direktor Sawadski. Er trug die Verantwortung für den Bau der unterirdischen Gänge. Er nahm die Häftlingskolonnen aus Buchenwald in Empfang, schickte die Kadavertransporte nach Buchenwald ins Krematorium, ihm oblag alles, außer der Forschungsarbeit und der Produktion. Aber auch die deutschen Wissenschaftler mit Prof. Wernher von Braun an der Spitze sahen alles täglich mit an. Wenn sie die Gänge entlang gingen, sahen sie die Schufterei der Häftlinge, ihre mühselige Arbeit und ihre Qual. […] Auf einer kleinen Fläche neben der Ambulanzbude lagen tagtäglich die Häftlinge, die das Arbeitsjoch und der Terror der rachsüchtigen Aufseher zu Tode gequält hatten. Die menschlichen Leichname sahen von weitem wie eine große Masse aus. Aber Prof. Wernher von Braun ging daran vorbei, so nahe, daß er die Leichen fast berührte. Sollte dieser Anblick nicht den geringsten Eindruck auf ihn gemacht haben?"[5]
Pragmatisch: "Mit den organisatorischen Angelegenheiten befaßt sich in Dora der Direktor Sawadski. Er trug die Verantwortung für den Bau der unterirdischen Gänge. Er nahm die Häftlingskolonnen aus Buchenwald in Empfang, schickte die Kadavertransporte nach Buchenwald ins Krematorium, ihm oblag alles, außer der Forschungsarbeit und der Produktion. Aber auch die deutschen Wissenschaftler mit Prof. Wernher von Braun an der Spitze sahen alles täglich mit an. Wenn sie die Gänge entlang gingen, sahen sie die Schufterei der Häftlinge, ihre mühselige Arbeit und ihre Qual. […] Auf einer kleinen Fläche neben der Ambulanzbude lagen tagtäglich die Häftlinge, die das Arbeitsjoch und der Terror der rachsüchtigen Aufseher zu Tode gequält hatten. Die menschlichen Leichname sahen von weitem wie eine große Masse aus. Aber Prof. Wernher von Braun ging daran vorbei, so nahe, daß er die Leichen fast berührte. Sollte dieser Anblick nicht den geringsten Eindruck auf ihn gemacht haben?"[5]
ZITAT:
Wissend: “Es war für mich natürlich jedesmal ein außerordentlich deprimierender Eindruck, wenn ich in das unterirdische Werk hineingehen und dort die Häftlinge bei der Arbeit sehen mußte. … Sehr viele dieser Häftlinge befanden sich in einem furchtbaren Ernährungszustand. Ich will und darf das in keiner Weise bestreiten. … Später waren die Lager überfüllt, von Krankheiten verseucht - besonders in den letzten Kriegsmonaten. Diese Hungergestalten lasteten schwer auf der Seele jedes anständigen Mannes Ich kann es nicht leugnen. … Am Ende des Krieges hat die SS zweifellos die Häftlinge ganz bewußt dem Hungertod preisgegeben. …”[6]
Wissend: “Es war für mich natürlich jedesmal ein außerordentlich deprimierender Eindruck, wenn ich in das unterirdische Werk hineingehen und dort die Häftlinge bei der Arbeit sehen mußte. … Sehr viele dieser Häftlinge befanden sich in einem furchtbaren Ernährungszustand. Ich will und darf das in keiner Weise bestreiten. … Später waren die Lager überfüllt, von Krankheiten verseucht - besonders in den letzten Kriegsmonaten. Diese Hungergestalten lasteten schwer auf der Seele jedes anständigen Mannes Ich kann es nicht leugnen. … Am Ende des Krieges hat die SS zweifellos die Häftlinge ganz bewußt dem Hungertod preisgegeben. …”[6]
Eigene Einschätzung
Wernher von Braun ordnete seinem Ziel, Raketen zum Mond zu schicken alles andere unter. Weder störte ihn das Leid von Zwangsarbeitern, noch dass seine V2 als Terrorwaffe gegen London eingesetzt wurde. Auch wechselte er problemlos seine Loyalitäten, als er direkt bei Kriegsende seine Dienste für die USA anbot. Ähnlich opportunistisch verhielt sich auch von Brauns Zeitgenosse Manfred von Ardenne. Zwar wird vielfach gelobt, dass von Brauns Genie die Raumfahrt enorm nach vorne gebracht hätte, aber dieselben Ziele hätte man mit etwas mehr Zeit auch ohne Leid geschundener Sklaven und totgebombter Kinder erreichen können. Eine moderne Entsprechung hat Braun vielleicht in dem Raketenpionier Elon Musk. Was bei Braun der Mond war, ist bei Musk der Mars. Und auch Musk ordnet diesem Ziel jede Menschlichkeit und jede Loyalität konsequent unter.
Fußnoten
- [1] Wernher von Braun: Das Marsprojekt. Studie einer interplanetarischen Exkursion. Umschau Verlag. 1952.
- [2] "Die Aggregat-2-Raketen „Max“ und „Moritz“, die Wernher von Braun in den späten 1930er Jahren auf Borkum startete, hatten eine Länge von 1,61 Metern, einen Durchmesser von 31,4 cm und ein Leergewicht von 72 kg. Mit einem Startgewicht von 107 kg erreichten sie einen Schub von 3,14 kN und eine Brenndauer von etwa 16 Sekunden. Der Antrieb bestand aus Flüssigsauerstoff (LOX) und Ethanol. Am 19. Dezember 1934 wurde die Rakete „Max“ gestartet, die eine Höhe von 2.300 Metern erreichte, aber nach dem Brennschluss stark trudelte und 800 Meter südlich der Startstelle nahe dem Seedeich stürzte. Einen Tag später, am 20. Dezember 1934, wurde „Moritz“ gestartet, die 2.200 Meter erreichte und im Watt etwa 1,5 Kilometer östlich der Startstelle wiedergefunden wurde. Beide Raketen wurden von einem 12 Meter hohen Mast in den Steernklippdünen auf der nordöstlichen Seite von Borkum abgefeuert, und die Bewohner des Ortsteils Ostland wurden während der Versuche evakuiert." Unter anderem entnommen aus: Volker Apfeld: „Geheime Kommandosache!" Neue historische Unterlagen über Wernher von Braun. In: Olde Tieden (alte Zeiten). Abgerufen am 13. Mai 2025. Online: https://olde-tieden.de/BorkumMain/html/raketen.html
- [3] Wernher von Braun im Rückblick auf seine Versuche in Borkum: „Es war für mich ein erhebendes und stolzes Gefühl. Wir hatten den Beweis, dass wir auf dem richtigen Weg waren. „Max" und „Moritz", je etwa mannshoch und mit einem Durchmesser von dreißig Zentimetern, angetrieben von Alkohol und flüssigem Sauerstoff, waren die ersten Raketen, die damals über zwei Kilometer hochflogen. Was für mich viel wichtiger war, ist dies: Die beiden waren mein ganz eigenes Werk. Ich habe sie selbst konstruiert, jede ihrer Schrauben am Zeichenbrett entworfen, den Druckregler konzipiert -kurz und gut, ich habe sie von A bis Z zusammengebastelt. „Max" und „Moritz" hatten mir, wie ich so formulieren darf, zum Durchbruch verholfen." In: Ruland, Bernd: Wernher von Braun - Mein Leben für die Raumfahrt, Burda Verlag Offenburg, 2. Auflage 1969, S. 89.
- [4] Hermann Oberth, von Brauns Mentor, kontrastierte im Jahr 1948 in einem Brief an Eugen Sänger von Brauns angenehme Umgangsformen mit seinem rücksichtslosen Ehrgeiz. Das Zitat findet sich in: Wendt, Günter. „Von Peenemünde bis zum Mond: Erinnerungen eines Raketenpioniers.“ Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1969, S. 242-24.
- [5] Das Zitat über von Braun und die für ihn sichtbaren Leichen stammt aus einem Erlebnisbericht des Dora-Häftlings Adam Cabala. Es wird aber auch Jean-Michel Michel zugeschrieben. In: Cabala, Adam. „Die Raketenhölle von Dora-Mittelbau: Erinnerungen eines Zwangsarbeiters.“ In: Rainer Karlsch (Hrsg.). Die Raketen des Reiches: Wissenschaft und Verbrechen in Peenemünde und Dora-Mittelbau. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 2002, S. 115-118.
- [6] Von Brauns Eingeständnis, über die Verhältnisse der Zwangsarbeiter stammt aus: Braun, Wernher von. „Peenemünder Aussagen“ (Vernehmungen und Interviews von 1947), zitiert nach: Neufeld, Michael J. (1995). The Rocket and the Reich: Peenemünde and the Coming of the Ballistic Missile Era. Free Press, p. 230–232.