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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Tuvalu

Inselstaat

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Basiswissen


Tuvalu ist ein Inselstaat im Pazifik, etwas östlich von Neuguinea und nördlich von Neuseeland. Nach der Vatikanstadt, Monaco und Nauru ist Tuvalu zurzeit (2022) der viertkleinste Staat der Erde. Die winzigen Inseln sind ausschließlich sehr flache Atolle und Koralleninseln. Dem Staat droht der Untergang durch den weltweiten Meeresspiegelanstieg.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Keine Chance: wenn der Meeresspiegel steigt, kann man diese Siedlung auf dem Atoll Funafuti nicht mehr retten. Nahe bei der Siedlung erkennt man die Start- und Landebahn des Flughafens. © Gabriella Jacobi ☛


Tuvalu in Zahlen


  • Hauptstadt: Funafuti
  • Einwohnerzahl: 11650 (Stand 2019)
  • Fläche in km²: 26

Umsiedlung ins Metaverse


Nach Vorhersagen von Klimatologen aus den 2020er Jahren müssen sich die Bewohner von Tuvalu bis Ende des 21ten Jahrhunderts ein neues Zuhause gesucht haben. Das Meer wird dann ihre flachen Atoll-und Koralleninseln vollständig überspült haben. Dr. Eselealofa Apinelu, die ehemalige Staatsanwältin des Landes, schlägt vor, dass man eine Zwillings-Version von Tuvalu im Metaverse aufbaut, um zumindest die Erinnerung an ihr Land möglichst lebendig zu erhalten[1]. Am 15. November 2022 verkündete dann der Außenminister Simon Kofe: „Our land, our ocean, our culture are the most precious assets of our people and to keep them safe from harm, no matter what happens in the physical world, we will move them to the cloud … The idea is to continue to function as a state and beyond that to preserve our culture, our knowledge, our history in a digital space …“[2]. In Zeitungen wurde dieses Vorhaben dann oft mit der Idee einer Zwillingsnation im Metaverse verbunden[2]. Siehe auch Metaverse ↗

Die Vier Schritte der Digitalisierung einer Insel-Nation


In dem wesentlichen offiziellen Dokument[4] der Regierung von Tuvalu ist das Wort Metaverse nicht enthalten. Der Tenor dort zielt vor allem auf die Bewahrung einer funktionierenden und international anerkannten Staatlichkeit (digital nation) ab. Es werden vier konkrete Schritte[5] hin zu einer digitalisierten Staatlichkeit genannt:

  • 1) Digitales Regierungs- und Verwaltungssystem, sodass die Bevölkerung von Tuvalu auch im Exil als Staat funktionsfähig ist
  • 2) Hinwirkung darauf dass die Top-Level-Domain ".tv" auch bei einem Verlust der Landmasse erhalten und eine Quelle für Geldeinnahmen bleibt
  • 3) Digitalisierung und urheberrechtlicher Schutz (intellecutal property rights) von historischen Dokumenten, kulturellen Gepflogenheiten etc.
  • 4) Unterstützung entsprechender internationaler Bemühungen aus der Pazifik-Region.

Eine Warft als dauerhafter Schutz?


Im Jahr 2017 wurde das Tuvalu Coastal Adaptation Project gestartet[4]. Langfristig sollen durch Materialanschüttung einer sicherer Ort von 3,6 Quadratkilometern entstehen. Zur Veranschaulichung: das wäre vom Flächeninhalt her ein Quadrat mit einer Kantenlänge von weniger als zwei Kilometern. Die Aufschüttung sicherer Wohnhügel ist für die Nordsee bereits für die Zeit ab 300 vor Christus nachgewiesen. Dort spricht man von einer sogenannten Warft ↗

Seasteading als Alternative?


Bemerkenswerterweise werden in den offiziellen Dokumenten von Tuvalu sowohl die bereits laufende Migration, etwa nach Neuseeland, sowie auch die Digitalisierung der Nation ausdrücklich behandelt, nicht aber die Errichtung schwimmender Siedlungsformen. Solche werden spätestens seit 2019 unter anderem von den ebenfalls bedrohten Niederlanden als Alternative zu weiteren Deichbauten erwogen[8]. Siehe dazu auch unter Seasteading ↗

Fußnoten


  • [2] Lucy Craymer: Tuvalu turns to the metaverse as rising seas threaten existence. In: Reuters Nachrichtenagentur. Online. Meldung vom 15. November 2022.
  • [5] Die Zusammenfassung stammt von Gunter Heim. Das originale Dokument [4] ist auf Englisch verfasst. Dort sind die einzelnen Punkte ausführlicher dargelegt.
  • [6] Haasnoot, M, F. Diermanse, J. Kwadijk, R. de Winter, G. Winter: Strategieën voor adaptatie aan hoge en versnelde zeespiegelstijging. Een verkenning. 2019. Deltares rapport 11203724-004. Siehe auch Haak-Seedeich [Europa] ↗