Anthropozentrismus
Philosophie
Basiswissen
Als anthropozentrisches Dogma bezeichnete der deutsche Biologe Ernst Häckel (1834 bis 1919) die Idee, der Mensch sei das Ziel des kosmischen Seins. Häckel selbst lehnte diese Position ab. Das ist hier kurz vorgestellt.
Der Anthropozentrismus in Häckels Worten
“Das anthropozentrische Dogma gipfelt in der Vorstellung, daß der Mensch der vorbedachte Mittelpunkt und Endzweck alles Erdenlebens [...] oder der ganzen Welt sei”.[1]
Was war Häckels Grundhaltung?
Ernst Häckel lehnte jede Vorstellung einer Sonderstellung des Menschen im Kosmos strikt ab. Häckel sah überall nur fließende Übergänge des Lebendigen, ein Mehr und Weniger von Seele und Geist, aber nirgends einen qualitativaten Sprung, nirgends eine hartes Unterscheidungskriterium zwischen Zellen, Tieren und Menschen. Insbesondere lehnte Häckel jeden Versuch ab, eine Sonderstellung des Menschen theologisch mit Bezug auf einen Gott[5] zu begründen. Der Anthropozentrismus ist Häckel zufolge einer von drei Grundirrtümern, die er zusammenfassende zurückwies unter dem Überbegriff Anthropismus ↗
Fußnoten
- [1] Ernst Häckel. Die Welträthsel, Volksausgabe, Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 1909 (Erstausgabe 1899).Siehe auch Welträthsel ↗
- [2] Paul Davies, Frank Tipler Martin Redfern: The anthropic universe. Radio Interview vom 18. Februar 2006. ABC Radio Australia.
- [3] Alexei V. Nesteruk: A "Participatory Universe" of J. A. Wheeler as an Intentional Correlate of Embodied Subjects and an Example of Purposiveness in Physics. In: Journal of Siberian Federal University. 6 (3). 2013: 415–437. arXiv:1304.2277. Bibcode:2013arXiv1304.2277N.
- [4] 1905: "Anthropozentrische Weltanschauung, betrachtet den Menschen als Mittelpunkt der Welt." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 75. Online: http://www.zeno.org/nid/20000909009
- [5] Die katholische Kirche begründet eine Sonderstellung des Menschen innerhalb einer von Gott erschaffenen Schöpfung mit Zitaten aus der Bibel: "Die Rangordnung der Geschöpfe wird durch die Abfolge der ,,sechs Tage" zum Ausdruck gebracht, die vom weniger Vollkommenen zum Vollkommeneren fortschreitet. Gott liebt alle seine Geschöpfe [Vgl. Ps 145,9.], nimmt sich eines jeden an, selbst der Sperlinge. Und doch sagt Jesus: ,,Ihr seid mehr wert als viele Spatzen" (Lk 12,7) und: ,,Ein Mensch ist viel mehr wert als ein Schaf" (Mt 12,12)." Sowie: "Der Mensch ist der Gipfel des Schöpfungswerkes. Der inspirierte Bericht bringt dies dadurch zum Ausdruck, daß er die Erschaffung des Menschen von der der anderen Geschöpfe deutlich abhebt [Vgl. Gen 1,26.]." In: Katechismus der Katholischen Kirche. Stand 1997. 1997. Dort die Absätze 342 und 343. Online: https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P1H.HTM