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Stollen

Bergbau

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Basiswissen


In der Bergmannssprache ist ein Stollen eine mehr oder minder horizontale[2][3][4], man sagt auch söhlige[2] Strecke, oft von einer Talsohle[5] in hügeligem Gelände[7] aus angelegt. Die Öffnung nach übertrage nennt man Stollenmundloch.[5] Die Bedeutung als Verbindung von zwei Gruben[3] ist heute nicht mehr üblich. Der Zweck des Stollens ist es zum Beispiel, einen Zugang zum Grubenbau zu bekommen[2], Grubenwasser abzuführen[5], Material zu fördern[5] oder die Bewetterung (Be- und Entlüftung)[5].

Fußnoten


  • [1] Noch im Jahr 1801 erwähnt ein Lexikon Stollen nicht im engeren bermännischen Sinn, verweist aber schon auf den Bedeutungszusammenhang: "Mit Stollen, kurzen dicken Stützen oder Absätzen versehen." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 399. Online: http://www.zeno.org/nid/20000456780
  • [2] 1809, horizontaler Zugang von übertage: "Die Grube, das Grubengebäude: so heißt beim Bergbau jede durch die Kunst gefertigte Oeffnung in einem Bergwerke, um hierdurch Mineralien aufzusuchen, zu gewinnen und solche an den Tag zu bringen. Diese Oeffnung nun gehet entweder von oben herab in die Erde, dann heißt sie Schacht (s. dies. Art.), oder die Oeffnungen laufen in einer söhligen oder horizontalen Linie fort, dann werden sie Stolln, Strecken und Oerter genannt. (Seifen, d. h. bergmännische Arbeiten über Tage, wo auf der obern, unter der Dammerde befindlichen Gesteinlage bei darauf geleiteten Wassern Zinnstein, oder auch Gold, oder allerhand Edelgesteine gesucht und durch Waschen aufgefunden werden, kann man im eigentlichen Sinne nicht Gruben nennen.)" In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 414. Online: http://www.zeno.org/nid/20000792292
  • [3] 1855 wird der Stollen als eine horizontale Strecke definiert: "Stollen ist eine Grube in mehr oder weniger horizontaler Richtung, Strecke, ein Verbindungsstollen zweier Gruben". In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 174. http://www.zeno.org/nid/20003358887
  • [4] 1863 ist dann der volle Bedeutungsumfang, der auch heute noch üblich ist, ausformuliert: "Stollen, 1) ein beinahe horizontaler, in ein Gebirge getriebener bergmännischer Bau, welchen man von einem Thale od. einem tiefern Punkte des Gebirgs aus für verschiedene bergmännische Zwecke, hauptsächlich zur Abführung der Grubenwasser, durch das Gestein bricht. Zwischen der Sohle u. der Förste des S-s werden querüber Stege befestigt, auf welchen Breter (das sogenannte Tragewerk) liegen, welche zum Fördern u. Befahren dienen. Der unter dem Tragewerk befindliche Raum dient zur Ableitung der Grubenwasser u. heißt die Wasserseige. Seitenstollen, von dem Hauptstollen od. Revierstollen aus betrieben, heißen Stollenflügel. S. in lockerm Gestein werden stets ausgezimmert. Dieselbe geschieht mit den Minenhölzern (s.d.). Ein S. in 30–50 Lachter Tiefe heißt Mittelstollen; 2) (Stollenholz, Säulenholz), 2–6 Zoll dicke quadratische, durch Querdurchsägen von Bohlen erhaltene Holzstücke". In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 868. Online: http://www.zeno.org/nid/20011016299
  • [5] 1910, sehr ausführlich: Stolln (Stollen), bergmännischer Bau, welcher von der Oberfläche mit wenig Ansteigen in das Gebirge getrieben ist; die Oeffnung an der Oberfläche heißt das Mundloch; vor demselben werden die Gesteinsmassen, die beim Betriebe zu fördern sind, als Stollenhalde aufgestürzt. Vgl. a. Tunnelbau. Neben der Ausrichtung (s. Bd. 1, S. 404) und Untersuchung der Lagerstätte haben die Stolln meistens auch den Zweck, das Wasser abzuleiten. – Der unterste Teil des Stollnquerschnittes, in dem das Wasser fließt (vgl. Bd. 3, S. 577, Fig. 1), heißt die Wasserseige; das eingebaute Tragewerk ermöglicht Fahrung und Förderung. Ein Stolln, welcher dem zuletzt genannten Zwecke vorwiegend dient, heißt Förderstolln; Wetterstolln ein solcher, der den Luftwechsel (Wetterwechsel) in der Grube vermittelt. Revierstolln ist ein Stolln, welcher nicht einer einzelnen Grube, sondern einem ganzen Bergreviere dient; Erbstölln sind mit besonderen Vorrechten ausgestattete Stolln (vgl. Grubenbetrieb, Bd. 4, S. 638). – Stolln können in günstigen Fällen am Ausstrich auf der Lagerstätte selbst angesetzt und dann streichend vorgetrieben werden; oder sie werden querschlägig, d.h. rechtwinklig bis an die Lagerstätte und dann erst streichend auf derselben getrieben. Im letzteren Falle nennt man den Teil des Stollns, welcher bis an die Lagerstätte führt, Hauptstolln, die Verzweigungen Stollnflügel, Flügel oder Flügelörter. Die Sohle der Flügelörter legt man etwas höher als die Sohle des Hauptstollns, um ein etwaiges Zurückstauen des Wassers zu vermeiden; die Sohlendifferenz heißt Gesprenge und beträgt etwa 0,5–1,0 m. – In gebirgiger Gegend sind die Stolln von außerordentlicher Wichtigkeit für den Bergbaubetrieb; sie gestatten einen wohlfeilen Abbau der über der Talsohle gelegenen Teile der Lagerstätten (Stollnbau) und ermöglichen für den Abbaubetrieb unter dem tiefsten Stolln (den Tiefbau) die vorteilhafte Ausnutzung vorhandener Wasserkräfte.[324] – Kürzere Stölln werden nur vom Mundloche M aus betrieben, bei größeren Stöllnanlagen vermehrt man die Anzahl der Arbeitspunkte, indem man nahe der Stollnlinie nach vorausgegangenen genauen Vermessungen Schächte in kleinen Abmessungen L, L1 (Lichtschacht, Lichtloch) bis auf die Stollnsohle abteuft und von diesen aus je zwei Arbeitsorte O und G (Ort und Gegenort) betreibt (vgl. die Figur). – Die bekanntesten größeren Stollnanlagen in Deutschland sind: Der Rothschönberger Stolln [1] im Freiberger Revier; der Hauptstolln hat eine Länge von fast 14 km und wurde von acht Lichtlöchern aus betrieben, die Flügelörter auf den zahlreichen Erzgängen haben mehr als 50 km Länge. Bei den Hauptschächten trifft der Stolln je nach der Höhenlage der Hängebank in 230–280 m Tiefe ein, – Der Schlüsselstolln beim Mansfelder Kupferschieferbergbau hat 31 km Länge, er ist im Flözstreichen getrieben [2]. – Der Ernst-August-Stolln am Oberharz [3] hat im ganzen 26 km Länge; im inneren Teile des Reviers war er früher für die Erzbeförderung bis zum Ottiliä-Schacht für Schiffahrt eingerichtet; diese ist jetzt durch elektrische Lokomotivförderung auf der 570 m unter Tage liegenden tiefsten Wasserstrecke ersetzt worden." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 324-325." Online: http://www.zeno.org/nid/20006135285
  • [6] 1988 wird Stollen definiert als ein "Grubenbau, der vom hügeligen Gelände von der Tagesoberfläche aus in die Lagerstätte führt. In: "Walter Bischoff: Das kleine Bergbaulexikon: Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum. Verlag Glückauf, 1988. 404 Seiten. ISBN 3-7739-0501-7.