A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 9 Ω
Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Plutonismus (historisch)

Geologie

© 2016 - 2025

Basiswissen


Der Plutonismus, früher auch Vulkanismus genannt, ist ein geologische Theorie, derzufolge Gesteine nicht nur in Wasser entstanden sein können, sondern auch direkt aus einem heißen und flüssigen Zustand heraus[1][2]. Von etwa 1790 bis 1830 stand diese Theorie im Widerstreit mit der Idee, dass alle Gesteine ursprünglich Sedimente waren (Neptunismus). Die langsame Akzeptanz des Plutonismus im Laufe des 19ten Jahrhunderts dokumentieren die Fußnoten zum Granit unten. Von der Heftigkeit des Streites zeugen unter anderem bissige Aussagen Johann Wolfgang von Goethes[3][4]. Beide Theorien, Plutonismus und Neptunismus, werden heute zusammengefasst im Rahmen der Plattentektonik ↗

Fußnoten


  • [1] "Plutonisten, die Anhänger der Ansicht, daß die Bildung der Gebirgsarten aus einer feuerig flüssigen Masse erfolgt sei" In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 219. http://www.zeno.org/nid/2001065500X
  • [2] Plutonismus, geologische Anschauungsweise (der Plutonisten), nach der im Gegensatz zur neptunistischen (vgl. Neptunismus) die Bildung der Ges teine und die Gesamtheit der geologischen Erscheinungen nicht ausschließlich der Wirkung des Wassers, sondern daneben auch dem Einfluß des als noch nicht erkaltet und erhärtet vorausgesetzten Erdinnern zugeschrieben wird. Vgl. Geologie, S. 594. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 49. Online: http://www.zeno.org/nid/20007265433
  • [3] Goethe schreibt 1824 in einem Brief an einen Langemann: "Von so manchen andern Dingen die mich umgeben, anregen, treiben, nöthigen wag ich nicht anzufangen, das naturwissenschaftliche Heft bringt dergleichen Andeutungen genugsam; die Unvernunft der Plutonisten letzter Zeit macht mich ungeduldig; ich habe einmal gerade herausgesagt wie ich's meyne, mit folgendem Vorwort: »Man thut immer besser daß man sich grad ausspricht ohne viel beweisen zu wollen, alle Beweise die wir vorbringen sind doch nur Variationen unserer Meynung.«" In: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 39, S. 1-63. http://www.zeno.org/nid/20004860845
  • [4] Goethe muss sich heftig gegen die Ideen der Plutonisten. Ein Gesprächspartner von ihm erinnert sich: "Wenn Alexander Humboldt und die andern Plutonisten mir's zu toll machen, werde ich sie schändlich blamiren; schon zimmere ich Xenien genug im Stillen gegen sie; die Nachwelt soll wissen, daß doch wenigstens ein gescheidter Mann in unserm Zeitalter gelebt hat, der jene Absurditäten durchschaute. Ich finde immer mehr, daß man es mit der Minorität, die stets die gescheidtere ist, halten muß.« Als Meyer fragte, was es denn eigentlich heißen wolle, Plutonist oder Neptunist, sagte Goethe: »O danket Gott, daß Ihr nichts davon wißt, ich kann es auch nicht sagen, man könnte schon wahnsinnig werden, es nur auseinander zu setzen. Ohnehin bedeutet solch' ein Parteiname späterhin nichts mehr, löst sich in Rauch auf; die Leute wissen schon jetzt nicht mehr, was sie damit bezeichnen wollen." In: Goethes Gespräche. Herausgegeben von Woldemar Freiherr von Biedermann, Band 1–10, Leipzig 1889–1896, Band 10, S. 171-173. Online: http://www.zeno.org/nid/20004867416"
  • [4] "Der Granīt, des -es, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, der Nahme eines vermischten sehr harten mit Flecken versehenen Steines von verschiedenen Farben, aus welchem oft ganze Felsen und Felsengebirge bestehen; besonders des schwarzen mit weißen Flecken. Ohne Zweifel von dem Latein. Granum, wegen der Körner und Flecken, mit welchen er wie der Porphyr durchsetzt ist. Der wilde Granit im Schwarzburgischen ist ein weißes quarzartiges mit vieler Hornblende durchsetztes Gestein. In einigen Gegenden pflegt man auch den Gießstein, der aus Frankreich kommt, und in den Messing-Fabriken gebraucht wird, lockeren Granit zu nennen." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 776. Online: http://www.zeno.org/nid/20000202460
  • [5] "Der Granit, ein hartes Gestein, welches mit dem Stahle Feuer giebt, und aus welchem der Kern der Urgebirge unserer Erde zu bestehen scheint, weil es allemahl in den Bergwerken die am tiefsten liegende Gebirgsart ist." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 127. Online: http://www.zeno.org/nid/20000753203
  • [6] "Granit (Mineral), eine Gebirgsart, die aus Feldspath, Quarz und Glimmer besteht. Er wird als Baumaterial verwandt, und nimmt eine gute Politur an. Ein sehr seiner, grau aussehender, wird in Wien zu Dosen, Platten, Uhrgehängen etc. verarbeitet." In: Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 499. Online: http://www.zeno.org/nid/20001735101
  • [7] "Granit, eine aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehende, zu den Urgebirgen gehörige Felsart, kommt in sehr vielen Gegenden, in Deutschland namentlich im Schwarzwalde, Harz, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Riesengebirge, in den Alpen u.s.w. vor und bildet schroffe Berge mit spitzen und zackigen Gipfeln. Die Masse des Gesteins zeichnet sich durch ungemeine Festigkeit aus und nimmt eine sehr schöne Politur an. Er gibt einen vortrefflichen Baustein und wird auch seit den ältesten Zeiten zu Bildhauerarbeit und in ausgewählten Stücken zur Herstellung von Tischplatten, Dosen, Reibschalen u. dgl. benutzt. Vorzüglich benutzt man ihn auch zum Straßenbau. Es gibt sehr verschiedene Arten, die sich durch größere oder geringere Feinheit des Korns unterscheiden. Der bedeutendste Antheil des Granits ist Feldspath. Ein eigenthümliches Ansehen bietet der Schriftgranit dar, der sich in Sibirien und Schlesien findet und bei welchem unausgebildete Quarzkrystalle einzeln oder in gleichlaufenden Linien im Feldspath liegen." Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 260. Online: http://www.zeno.org/nid/20000830933
  • [8] "Granit, ein körniges Gemenge aus Quarz, Feldspath und Glimmer. Der Feldspath ist der am meisten vorherrschende Bestandtheil, meistens roth oder weiß gefärbt, der Quarz gewöhnlich grau, der Glimmer zeigt verschiedene Farben, meistens schwarz oder grau, seltener gelb, braun od. roth. Zuweilen fehlt er ganz oder wird durch Schörl ersetzt. Unter den zufälligen Gemengtheilen des G.s sind zu bemerken: Schörl, Granat, Korund, Beryll, Chlorit, Hornblende, Aedalusit, Titonit, Zinnstein etc. – Der G. ist das wichtigste Gebilde des plutonischen Gebirges. Er ist über den ganzen Erdball verbreitet, setzt kolossale Massen zusammen, u. erhebt sich bis zu den größten Höhen. Er tritt in den meisten Gebirgen als der innere massige Kern auf, der bald isolirt und inselartig aus den Schiefern und Straten des Grund-, Uebergangs- und Flötzgebirges hervorragt, bald in längeren Zügen und weiter erstreckten Ketten als ihre Centralachse erscheint, als der Grundpfeiler, an welchem die geschichteten Bildungen angelehnt sind, oder auf welchem sie ruhen. Der G. wird vielfältig verwendet, zu Säulen, zu Piedestalen in der Architectur, die [125] schönern u. feinkörnigen Abänderungen zu Tischplatten, Dosen etc." Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 125-126. Online: http://www.zeno.org/nid/20003356752
  • [9] "Granit, Gebirgsart plutonischer Bildung; nach L. von Buch ist er im zähflüssigen Zustand aus dem Innern der Erde emporgedrungen u. gehört zu den Gesteinen, welche die neptunischen Gebirgsarten am frühesten durchbrochen u. mannichfach in ihrer Lage u. Beschaffenheit geändert haben; er ist sehr verbreitet u. bildet meist ellipsoidische Erhebungen mit concentrisch schaliger Structur, theils als einzeln stehende Berge, wie der Brocken, theils als Gebirgszüge von bedeutender Ausdehnung, wie in Skandinavien, das Riesengebirge u. dessen Verlängerung bis in die Gegend von Meißen; zuweilen hat er andere Gesteine gangartig durchbrochen (Ganggranit)." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 546. Online: http://www.zeno.org/nid/20010034641
  • [10] "In der Natur bilden die Granite meist runde, stockförmige Gebirgsmassen, deren Material in glutflüssigem Zustand zwischen die Schichten eingepreßt wurde. Der Gehalt an lösenden Flüssigkeiten, die Temperatur zur Zeit der Erstarrung und vielleicht der Druck müssen sehr hoch gewesen sein, damit das Magma durchaus und gleichmäßig körnig kristallisieren konnte. Wenn man auch die ursprünglich feurig-flüssige Natur nicht leugnet, so unterscheiden sich die Granite nach Struktur und Kristallisation sehr viel von den jungen Eruptivgesteinen. Namentlich auch das Verhältnis des Granites zum ähnlich zusammengesetzten Gneis ist nicht aufgeklärt. Die außergewöhnliche Höhe der Temperatur des Granitmagmas und sein Reichtum an gasförmigen und flüssigen Bestandteilen wird bewiesen durch die weitreichenden Veränderungen (2 km), die Granite in den sie umgebenden Tonschiefern hervorbringen." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 606-608. Online: http://www.zeno.org/nid/20006035140