Hauer
Begriffsklärung
Basiswissen
Ein Hauer[1], früher auch Häuer[3] im Bergbau ist seit alters her ein Arbeiter in einem Unteragebetrieb der unmittelbar bei der Lösung des Wertminerals[1] beteiligt ist, später wurde daraus ein Sammelbegriff für Bergleute verschiedener Tätigkeiten[4]. In der Biologie sind Hauer Stoßzähne von bestimmen Tieren.
Bergbau
Ursprünglich: Jemand der am Ort der Mineralgewinnung das Wertmineral loshaute, also löste und abförderbar macht. Siehe auch Bohrhauer ↗
Biologie
Bei bestimmten Tieren feste Mineralauswüchse am Kopf, die unter anderem als Waffe taugen. Zum Beispiel bei Wildschweinen oder Elefanten, siehe zum Beispiel Hauerelefant ↗
Fußnoten
- [1] 1796, Hauer löst Wertmineral: "Der Hauer, des -s, plur. ut nom. sing. von dem vorigen nur in einigen Fällen. So sind im Bergbaue Hauer oder Häuer diejenigen Bergleute, deren eigentliche Beschäftigung es ist, das Erz in der Grube zu hauen, d.i. von dem Gesteine abzusondern; Böhm. Hawyr, S. Erbhäuer, Doppelhäuer, Ganghäuer, Lehrhäuer. 2 Chron. 2, 18 wird es auch für Steinhauer oder Steinmetz gebraucht, in welchem Verstande es aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist; ob man es gleich in den Zusammensetzungen Bildhauer, Feilenhauer, Fleischhauer, Holzhauer u.s.f. in dem ganzen Umfange der Bedeutungen des Zeitwortes gebraucht. Ein wildes Schwein männlichen Geschlechtes, besonders wenn es fünf Jahr alt ist, da es auch ein hauendes Schwein genannt wird, führet bey den Jägern den Nahmen des Hauers. Siehe Keiler. 2) Ein Werkzeug, womit man hauet. So wird ein[1005] Haudegen im gemeinen Leben oft ein Hauer genannt, und die Klempener nennen ihre runden Meißel gleichfalls Hauer. Auch die Hauzähne der zahmen und wilden Schweine Hauer. Anm. Im Österreichischen sind die Hauer eine Art Landleute, welche nur zu Hand- und Fußfrohnen verpflichtet sind. Es scheinen Tagelöhner zu seyn, welche sich von dem Hauen oder Hacken in den Weinbergen nähren und andern Oberdeutschen Orten Häcker genannt werden." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1005-1006. Online: http://www.zeno.org/nid/2000021986X
- [2] 1857, keine Bedeutung im Bergbau: "Hauer, 1) Seitengewehr der Matrosen auf Kauffahrteischiffen; 2) Meißel mit runder u. halbrunder Schneide, womit Löcher u. Verzierungen in das Blech geschlagen werden; 3) ein männliches wildes Schwein, welches fünf od. sechs Jahr alt ist; 4) so v.w. Eberzähne." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 91. Online: http://www.zeno.org/nid/20010085688
- [3] 1905, auch Häuer: "Bergleute (Bergknappen, Bergarbeiter, Bergvolk), alle Personen, die sich mit dem Bergbau beschäftigen, nach früherer Bezeichnung B. vom Leder (Praktiker, Betriebsbeamte) und B. von der Feder (Theoretiker, Verwaltungsbeamte); im engern Sinne nur die erstern, d. h. die in und auf Bergwerken beschäftigten Bergarbeiter. Die Gesamtheit der B. eines Bergwerkes oder Bergreviers bildet die Knappschaft (s. d.). Man unterscheidet im allgemeinen: Häuer (Doppelhäuer, Vollhäuer, Lehrhäuer), welche die unterirdischen Grubenbaue herstellen und die Mineralien gewinnen; Zimmerhäuer (Zimmerlinge, Holzarbeiter) haben die Auszimmerung der Grubenbaue sowie die zur Förderung dienenden Schienengleise und sonstigen Vorrichtungen herzustellen und zu unterhalten; Grubenmaurer; Förderleute sind bei Fortschaffung der gewonnenen Massen nach dem Schacht und der Tagesoberfläche oder bei Hereinförderung von Materialien zum Grubenbetrieb, der Ausfüllung abgebauter Räume etc. beschäftigt und werden auch, je nach ihrer besondern Verrichtung, als Füller, Schlepper, Wagenstößer, Anschläger, Zieher, Treibemeister, Abnehmer, Ausschläger, Ausstürzer, Holzhänger, Holzverfahrer etc bezeichnet; den Schießmeistern liegt das Laden, Besetzen und Wegtun der in einer bestimmten Abteilung gewisser Bergwerke von den Häuern gebohrten Sprenglöcher ob; Maschinenwärter bewarten die Förder-, Wasserhaltungs-, Wetter- oder sonstigen Bergwerksmaschinen; Kesselheizer (Schürer); Grubenschmiede; Grubenschlösser; Verlade- und Aufbereitungsarbeiter. Zur unmittelbaren Beaufsichtigung der B. bei gewissen Arbeiten sind oft besondere Aufseher (Oberhäuer, Gruben-, Förder-, Maschinen-, Tageaufseher etc.) angestellt. Im übrigen liegt die Aussicht über die B. und die spezielle Führung des Betriebs nebst den entsprechenden Verwaltungsgeschäften den Steigern (Gruben-, Gang-, Wetter-, Maschinen-, Tage-, Wäsche-, Pochsteigern) ob, nach Maßgabe der ihnen vom Obersteiger, dem verantwortlichen Betriebsführer der Grube oder einer größern Grubenabteilung, erteilten Anordnungen. Letzterer wird bei der Kontrolle über die Tätigkeit der Steiger mitunter von einem oder mehreren Fahrsteigern unterstützt. Schichtmeister sind Grubenrechnungsführer, nur selten auch leitende Betriebsbeamte. Über Einfahrer s. d. – Die eigentümlichen Stücke der althergebrachten Bergmannskleidung sind: eine Art Bluse (Kittel, Grubenkittel) von schwärzlicher Leinwand oder Tuch, auf den blanken Knöpfen mit dem Zeichen des Schlägels und Eisens; das Fahrleder (Hinter- oder Arschleder), ein schwarzes Leder, das den Hintern bedeckt und durch einen Gürtel mit Schnalle um den Leib befestigt wird; die Kniebügel, ovale Stücke von schwarzem Leder, die mittels des Kniegürtels an den Knieen befestigt, jetzt aber nur noch bei Bergaufzügen getragen werden; der Schachthut (Grubenmütze), für die Grubenfahrten von dickem schwarzen Filz, für den Paradeanzug[677] von schwarzem oder grünem Samt oder Felbel, wohl auch mit goldgelben Litzen und mit vergoldetem oder silbernem Schlägel und Eisen und Federbusch verziert. Die Bergbeamten (s. d.) tragen Abzeichen, besonders an den Schachthüten, und eine schwarze Puffjacke, für den Paradeanzug mit Schnüren und schwarzem Samt- oder goldgesticktem Kragen und Samtaufschlägen, außerdem einen Schleppsäbel. – Über den Arbeiterschutz der B. s. Bergrecht, S. 683." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 677-678. Online: http://www.zeno.org/nid/20006315836
- [4] 1911, auch Häuer: "Bergmann, Bergarbeiter, Bergknappe, die beim Bergbau Beschäftigten, insbes. dem Arbeiterstand Angehörigen. Der Arbeiter fängt als Grubenjunge (Scheidejunge, Pochjunge) an, wird dann Lehrhäuer und später eigentlicher B. oder Häuer, die sich in Ganghäuer, Ortshäuer und Doppelhäuer scheiden. Daneben gibt es Bergmaurer und Zimmerlinge, Bergschmiede, Förderleute und andere Hilfsarbeiter (früher Bergknechte). Der Anschläger bedient die Förderung unten im Schacht; der Stürzer oder Abzieher entleert die Fördergefäße über Tage. Aufsichtspersonal (aus Bergleuten hervorgegangen): Ausschläger, Untersteiger, Steiger; der Obersteiger ist der Betriebsleiter der Grube, deren ganze Mannschaft die Belegschaft heißt, und entweder für sich allein oder im Verein mit andern Belegschaften eine Knappschaft bildet. (S. Bergbehörden.)" In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 186. Online: http://www.zeno.org/nid/2000095117X
- [] 1721, Hauer bei Wildschweinen: "Aper, frantzösisch, Sanglier, und Porc sauvage, teutsch, Hauer, ein wildes Schwein, ist ein vierfüßiges Thier, das sehr wild und so groß ist und siehet als wie ein gemeines Schwein, wiewohl die Borsten viel rauher und straubichter sind, schwärtzlicht oder dunckelroth. Das Männlein wird Virres sylvaticus, ein Hauer, das Weiblein aber Sus fera sive Scropha sylvestris, eine Bache, frantzösisch, Laye, und ein junges Schwein, Porcellus sylvestris, ein Frischling, frantzösisch, Marcassin, genennet." In: Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 70. Online: http://www.zeno.org/nid/20004374924