Aachener Dom
Mathematisch
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Basiswissen
74 Meter hoch und erbaut um das Jahr 800: der Aachener Dom war im Mittelalter Krönungsort von Königen und Kaisern. Äußerlich auffällig ist das achteckige Dach, das sogenannte Oktogon. Zur Bauzeit imitierte es den Stil großer Kirchen im damaligen Ostrom (Byzanz). Eine Besonderheit ist auch die Verwendung einer antiken Maßeinheit.
Das Geheimnis des antiken-römischen Fußes
Als die Pfalzkapelle, der älteste Teil des Aachener Doms, zur Zeit Karls des Großen erbaut wurde, galt im damaligen karolingischen Reich der karolingische Fuß als übliche Längeneinheit. Ein solcher Fuß entsprach 33,26 unserer heutigen Zentimeter. Forscher hatten nun in aufwändigen Vermessungen und Recherchen in alten Aufzeichnungen eindeutig nachgewiesen, dass die Baumeister der Pfalzkapelle statt des karolingischen Fußen den antik-römischen Fuß mit 29,57 Zentimetern Länge verwendeten:
ZITAT:
Eine "umfassende Maßanalyse der tatsächlich ausgeführten Bauteile [am Oktogon und am Sechzehneck] brachte den Nachweis, daß alle Maße in antik-römischen Fuß ausgelegt sind, und zwar so, daß sie sich in ganzen Zahlen oder in einfachen Brüchen in der Zwölfer- und Sechzehnerteilung dieser Maßeinheit ausdrücken lassen."[1]
Eine "umfassende Maßanalyse der tatsächlich ausgeführten Bauteile [am Oktogon und am Sechzehneck] brachte den Nachweis, daß alle Maße in antik-römischen Fuß ausgelegt sind, und zwar so, daß sie sich in ganzen Zahlen oder in einfachen Brüchen in der Zwölfer- und Sechzehnerteilung dieser Maßeinheit ausdrücken lassen."[1]
Interessant ist nun die Frage: wozu verwendeten die Baumeister Karls des Großen die schon damals um Jahrhunderte veraltete Maßeinheit? Karl, so eine Deutung, erzeugte damit eine sogenannte "Herrschaftsikonographie", eine bildhafte Darstellung seiner Macht, die auf den "Ordnungswillen" der Antike zurückgriff. Karl wollte damit den verschiedenen Volksgruppen in seinem riesigen Reich die Idee einer verbindenden Gemeinsamkeit deutlich machen.
Fußnoten
- [1] Jan Pieper, Bruno Schindler: Thron und Altar, Oktogon und Sechzehneck. Die Herrschaftsikonographie der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen. Geymüller Verlag für Architektur. Aachen, Berlin. 2017. ISBN: 978-3-943-16-38-1.