Wiedereintritt
Raumfahrt
Definition
Wenn ein Raumfahrzeug vom Weltraum her in die Atmosphäre des Himmelskörpers eintritt, von dem aus es auch gestartet ist, dann spricht man von einem Wiedereintritt. Die Atmosphäre bremst dann das Fahrzeug ab, wodurch selbst bei einer dünnen Atmosphäre viel Reibungswärme entsteht. Diese Phase eines Raumfluges gilt als besonders gefahrenreich. Das ist hier kurz erkläutert.
12 Minuten Unsicherheit
Ein Raumschiff in einem niedrigen Orbit um die Erde hat eine Geschwindigkeit von rund 7800 Metern pro Sekunde. Die NASA gibt eine Höhe von 122 Kilometern, andere Quellen gebe rund 100 km Höhe an (Karman-Linie) als Beginn des Wiedereintritts an. Wird das Raumschiff dann abgebremst, hat es weniger Zentrifugalkraft als vorher. Dadurch verliert es langsam an Höhe und kommt in tiefere Atmosphärenschichten. Die Luftmoleküle bremsen das Raumschiff ab. Gleichzeitig erhitzen sie es so stark, dass die Außenseite zu glühen beginnt. Die Luft um das Raumschiff wird ionisiert, was einen Funkverkehr mit der Erde unmöglich macht. Diese Phase dauerte bei der Space Shuttle etwa 12 Minuten, bei Apollo-Landekapseln planmäßig etwa 3 Minuten. Eine Space Shuttle hat nach den 12 Minuten eine Geschwindigkeit von etwa 3600 m/s[1].
Bremsleistung berechnen
Bei einer Masse des Oribiters von etwa 24 Tonnen kann man aus diesen Angaben eine durchschnittliche Bremsleistung berechnen. Man berechnet den Unterschied der Bewegungsenergien ½mv² vor und nach dem Wiedereintritt und didividert das durch die benötigte Dauer. Das Ergebnis gibt dann die durchschnittliche Bremsleistung:
- ½mv² vor dem Wiedereintritt: ½·24000 kg mal (7800 m/s)² gibt 730080000000 Joule ↗
- ½mv² vor dem Wiedereintritt: ½·24000 kg mal (3600 m/s)² gibt 155520000000 Joule ↗
- Die abgebaute Energie ist die Differenz dieser zwei Werte, also: 574560000000 Joule
- Das verteilt (dividiert) auf die 12 mal 60 Sekunden gibt 798000000 Joule pro Sekunde ↗
- 798000000 J/s sind als Leistung interpretiert rund 798 Megawatt ↗
- Das ist die Leistung von einem mittelgroßen Kernkraftwerk ↗
- Es wird deutlich, dass die Hitzeentwicklung ein Thema ist.
- Siehe auch Bremsenergie berechnen ↗
Welche g-Kräfte treten beim Wiedereintritt auf?
Fliegt ein Raumschiff, etwa die Raumfähre Space Shuttle, in einem niedrigen Orbit, so hat es eine Geschwindigkeit von etwa 7800 Metern in jeder Sekunde. Nach dem Wiedereintritt beträgt die Geschwindigkeit einer Space Shuttle nur noch etwa 3600 Meter pro Sekunde. Astronauten berichteten, dass sie g-Kräfte von nur rund 1,7 spürten. Das ist deutlich weniger als die bis zu 4g starken Kräfte beim Start []. Siehe auch g-Kraft ↗
Fußnoten
- [1] Savino, Raffaele & Paterna, Diego & De Stefano Fumo, Mario & D'Elia, Massimo. (2010). Plasma-Radiofrequency Interactions Around Atmospheric Re-Entry Vehicles: Modelling and Arc-Jet Simulation. The Open Aerospace Engineering Journal. 3. 76-85. 10.2174/1874146001003010076.
- [2] Der ehemalige Astronaut Tom Jones (geboren 1955) schreibt zur Beschleunigung beim Wiedereintritt: "On shuttle reentry, the forces put on the body as the craft decelerated through the atmosphere were only 1.7 Gs, and usually just a normal 1 G or so. But the peak deceleration lasted for about ten minutes, quite a strain to withstand after living in weightlessness for a couple of weeks." In: Tom Jones: Ask the Astronaut: Which is more fun, the ascent into orbit or the reentry? Smithsonian Air & Space Magazine. April 30, 2016. Siehe auch g-Kraft ↗