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Vergänglichkeit


Philosophie


Basiswissen


Mors certa est, hora incerta: der Tod ist sicher, ungewiss ist nur die Stunde. Dieser lateinische Sinnspruch drückt die Unausweichlichkeit des Todes aus. Die Vergänglichkeit ist Teil des So-Seins der Welt und eine Urerfahrung menschichen Seins. Dazu stehen hier kurz aufgeführt einige Aspekte.

Die Vergänglichkeit des Kosmos


Den meisten physikalisch-kosmologischen Theorien zufolge strebt unser kosmisches Zuhause letztendlich einem Endzustand entgegen, in dem biologisches Leben so wie wir es kennen unmöglich sein wird. Im Szenario des Big Crunch, dem großen Zermalmen, wird sich der jetzige Kosmos in einem Inferno der Gravitation auf einen Punkt zusammenziehen. Nicht viel besser erscheint die ewige Ausdehnung des Kosmos, ein Big Bloat oder die klassische Vorstellung eines kosmischen Wärmetodes. Siehe mehr dazu unter Eschatologien ↗

Die Vergänglichkeit unserer Werke


Sic transit gloria mundi: so vergeht der Glanz der Welt. Dieser lateinische Sinnspruch verweist auf die Vergänglichkeit menschlicher Werke. Das Reich Alexanders des Großen ging genauso unter wie das römische Weltreich oder das ehmals so moderne und aufstrebende Preußen. Aber auch die Pyramiden werden irgendwann einmal nicht mehr sein. In unserem Leben erregen uns oft starke Gefühle. Zorn über Ungerechtigkeit, Vorfreude auf einen Urlaub, nationaler Taumel oder Stolz auf bestandene Prüfung. Doch bereits wenige Jahrzehnte nach unserem Tod wird es kaum noch jemanden auf der Welt geben, der sich an uns oder unsere Gedanken erinnert. Wer weiß schon, wie alle vier eigene Großeltern hießen und welche Träume sie hatten und Lebensabenteuer? Diesen Gedanken, dass alles Tun und Schaffen der Menschen früher oder später Vergessen und ohne Spur in der Welt vergangen sein wird, drückt man oft mit einem lateinischen Sinnspruch aus sic transit gloria mundi ↗

Die Veränglichkeit des Lebens


Nicht nur unsere Werke sind vergänglich, auch unser Leben selbst ist ständig bedroht durch den Tod. Der Tod scheint unausweichlich zu sein, so zumindest die Erfahrung bisher. Den Tod empfinden wir als etwas Bedrohliches, den Verlust uns lieber Mitmenschen oder Mittiere als schmerzlich. Dieses Empfinden scheinen übrigens auch Tiere zu kennen. So gibt es sehr ergreifende Filmaufnahmen von trauernden Elefanten. Der Tod scheint unser Bedürfnis nach einem Sinn des Lebens zu verletzen. So sucht der Mench nach einem Ausweg. Religionen versprechen ein Weiterleben nach dem Tod, etwa als unsterbliche Seele[1] in einem jenseitigen Seinsbereich. Transhumanisten versuchen das irdische Weiterleben durch die Befreiung von unserem biologischen Körper (Mind Uploading) zu erreichen. Als Hoffnungsgrund verständlich aber zumindest aus naturwissenschaftlicher Sicht ungewiss sind beide Auswege. Möglicherweise ist der endgültige Tod ein unausweichlicher Teil vom So-Sein der Welt ↗

Die Vergänglichkeit unseres Wesenskernes


Psychologen gehen der Frage nach, wie beständig in uns Charaktereigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale sind. Sind wir mit 40 Jahren noch wirklich derselbe Mensch wie mit 4 Jahren? Wenn nicht, ist dann in uns nicht etwa gestorben? Und umgekehrt, wenn wir ewig denselben Persönlichkeitskern haben sollten, widerspricht das nicht einer Idee von Fortschritt und persönlicher Entwicklung? Hier tut sich eine Aporie, eine Sackgasse des Denkens auf. Hätten wir einen festen Wesenskern, so wären wir starr darauf festgelegt, an ihn gefesselt (Goethe sieht das so). Auch stellt sich dann die Frage, woher wir diesen Wesenskern haben. Haben wir ihn uns selbst in einer Art Leben vor dem Leben (Präexistenz) selbst gegeben? Wurde er von einem göttlichen Überwesen eingepflanzt? Der Starrheit eines unveränderlichen Wesenskern entgegen steht die Idee einer stets wandelbaren Persönlichkeit. Doch auch bei dieser Idee regt sich ein Gefühl der Unzufriedenheit, sucht der menschliche Geist doch nach sicher Festem. So oder so gedacht befriedigt nicht wirklich und eine dritte Möglichkeit fällt uns nicht ein. Siehe mehr zur Idee eines Wesenskernes von Menschen aus Sicht der Psychologie im Artikel Personalität ↗

Vergänglichkeit in der Welt der Erscheinungen


Über Jahrmilliarden bestand der erdgeschichtliche Superkontinent Pangäa, heute ist er in zig Einzelteile zerfallen. Ein Motor, der über Jahre hinweg mit stets neuen Ersatzteilen repariert wurde ist vielleicht nicht mehr derselbe Motor wie am Anfang. Und viele Atome zerfallen aus einem unerklärlichen Anlass heraus und sind für ewig vergangen. Die Vergänglichkeit spielt in den Naturwissenschaften und der Technik an verschiedenen Stellen eine Rolle. Dazu stehen hier kurz aufgelistet einige Beispiele.


Was ist das Gegenteil von Vergänglichkeit?


Es gibt verschiedene Gegenbegriffe zur Idee der Vergänglichkeit. Einige davon sind hier kurz aufgelistet.


Fußnoten