Ulrich Warnkes Quantenphilosophie
Beispiele
Pseudowissenschaft?
Professor Dr. Ulrich Warnke arbeitete an der Universität des Saarlandes in verschiedenen Disziplinen, unter anderem: Physik, Biologie, Medizin. Er verbindet naturwissenschaftliche mit spirituellen Begriffen. Kritiker halten seine Ansichten für Pseudowissenschaft. Dazu einige Beispiele.
Dualismus
Nach Warnke ist der Wille des Menschen ein geistiges Phänomen. Der Wille zu sprechen sei eine Beeinflussung der Materie des Körpers durch den Geist. Mit Hilfe des Willens könne der Geist Aktionspotentiale auslösen [Warnke 2013]. Hier muss angemerkt werden, dass Warnke implizit ein dualistisches Weltbild annimmt, bei der der Geist die Materie beeinflussen kann. Konkurrierende Positionen (etwa Epiphänomenalismus) bleiben unerwähnt, Warnke argumentiert alternativlos mit dem => Dualismus
Subquantenebene
Warnke führt aus, dass man zur Beeinflussung der Aktionspotentiale nicht nur auf die Ebene der Biophysik hinuntergehe, sondern auf die darunterliegende Quanteneben, die die Grundlage der Physik sei, und noch eine Ebene tiefer auf die Subquantenebene. Denn: man muss Informationen für Elektronenverbindungen beeinflussen [Warnke 2013]. Hier ist anzumerken, dass "Information" bisher keine anerkannte physikalische Größe ist. Der Informationsbegriff gilt als sehr schwierig, siehe auch => Information
Elektroneigenschaften
Atome werden über Elektronen zu Molekülen verbunden. Die Eigenschaften der Elektronen lägen dabei in einem Rotationsprinzip, das man Spin nennt. Diesem Spin müsse der Geist Information geben sodass letztendlich Zellvorgänge effektiv beeinflusst werden können [Warnke 2013]. Hier ist anzumerken, dass Warnke keine Begründung dafür liefert, warum ausschließlich der Spin zu betrachten sein. Unerwähnt bleibt auch, dass manche Quantenobjekte (z. B. Photonen) keinen Spin haben.
Pionierleistung
Warnke erwähnt dann, dass sich bisher kein Mensch darum gekümmert habe, diesen Weg "anzugucken" [Warnke 2013]. Hier muss hinterfragt werden, wozu Warnke die einschlägige Arbeiten vieler anderer Wissenschaftler unerwähnt lässt, etwa von => John Carew Eccles
Framing
Warnke stellt in dem Vortrag explizit die Frage: "Wie konnte ich mit meinem Willen meinen Körper steuern" [Warnke 2013]. Mit der Frage wird implizit die Aussage transportiert, dass der Wille den Körper steuern kann. Dies gilt aber in der Forschung keineswegs als ausgemachte Sache. Vielmehr wird auch diskutiert, ob der Wille eine bloße Begleiterscheinung der Materie sein könnte, ein reines => Epiphänomen
Masterfelder
Die Medizin brauche "absolute Grundlagen", denn es gäbe "Felder, energetische Felder", "Masterfelder", die "alles bewegen" [Warnke 2013]. Wer hätte nicht gerne absolute Grundlagen? Hätte diese nicht auch gerne der Physiker oder Jurist? Seriöse Wissenschaftler sind sich der Tatsäche bewusst, dass es "absolute Grundlagen" der Erkenntnis nicht gibt. Sie sind sich bewusst, dass alles Wissen auf willkürlichen Annahmen beruht. Das klassische Beispiel für diese vorsichtige Haltung seriöser Wissenschaftlicher ist Kants => Ding an sich
Vorwurf der Ignoranz
Warnke wirft der Wissenschaft vor, dass sie leicht nachzuweisende Fakten ignoriere, und zwar: physikalische, physiologische und pathologische [Warnke 2013]. Hier muss angemerkt werden, dass "die Wissenschaft" schwer greifbar ist und besser nicht personifiziert werden sollte. Wer ignoriert das? Hat er alle Wissenschaftler gesichtet? Siehe auch => Ignoranz
Weltbild hinterfragen
Warnke kündigt an, Phänomene zu vorzustellen, die - wenn sie denn belastbar existieren - zeigen, dass unser Weltbild nicht stimme. Er kündigt dann auch ein Modell für ein neues Weltbild an [Warnke 2013]. Hier sei gefragt wofür "unser Weltbild" steht. Tatsächlich vertreten Wissenschaftler eine breite Palette konkurrierender Weltbilder. Es scheint als Wolle Warnke mit pauschalisierenden Begriffen wie "die Wissenschaft" oder "unser Weltbild" eine Art naiv hingenommene Mainstream-Meinung suggerieren, gegen die er sich nun positionieren muss. Siehe auch => Weltbild
Rolle der Spins
Warnke sagt, es sei "bekannt", dass die Spins letztendlich diejenigen seien, die die Quanteneigenschaften im Organismus vermitteln. Sie vermitteln die Kräfte an den Massen (das sei genau bekannt), sie vermitteln die Zeit, die diese Kraft wirkt und sie vermitteln, was relativ neu sei, Sinn und Bedeutung für eine Bindung. Von den Spins hänge alles ab, was die Bindungen beeinflusse, zum Beispiel die Coulombsche Kraft sowie die kinetische Energie und damit die elektromagnetische Kraft. [Warnke 2013]
Mens agitat molem
Zu den Spins verwendet Warnke die Redewendung, dass das Bewusstsein "in die Spins hineinarbeiten könne" (spekulativ) und wenn das so sei, dann müsse man sich das genauer ansehen. [Warnke 2013]. Siehe auch => Mens agitat molem
Ignorante Kollegenschaft
Bewusstsein könne im Experiment Spins beeinflussen. Das sei beweisbar und auch die Alltagserfahrung zeige, dass es möglich sei. Es würde aber niemand nach dem Prinzip fragen [Warnke 2013]. Hier sein beispielhaft angemerkt, dass bereits Erwin Schrödering einer solchen Frage nachging, etwa mit dem Vortrag "Do Electrons Think?" aus dem Jahr 1949. Neben Schrödinger beschäftigten sich eine Vielzahl weiterer Personen mit der Frage. Warnke ist hier keineswegs Bahnbrecher.
Krankheit und Heilung
Warnke folgert logisch korrekt, dass alles was Spins beeinflusse, dann auch Krankheit und Heilung beeinflusse [Warnke 2013].
Aminosäurewinkel
Warnke erläutert, dass Proteine aus Aminosäuren aufgabaut seien und dass die Aminosäuren ganz genaue Winkel einhalten müssten, um funktionieren zu können. Krankheit sei eine Verletzung von der Form-Struktur-Gestalt.
Ur-Information
Warnke fragt, woher bei Molekülen Form-Struktur-Gestalt kommt. Die Antwort sei nach Warnke eine Ur-Information über die nötigen Winkel zum Aufbau der Verbindungen. [Warnke 2013]
Energie als Formen-Macher
Durch die Ur-Information käme es, dass der Mensch typisch Mensch sei, das Enzym typisch Enzym und die Schneeflocke hexagonal. Das werfe die Frage auf, wer Form-Energie-Gestalt "mache". Die Antwort: "natürlich Energien", die aber nicht direkt messbar seien (Energie sei direkt nie messbar). [Warnke 2013]
Sinn und Bedeutung als Energiewirkung
Warnke führt aus, dass immer nur Folgen von Energien messbar seien und nennt Beispiele für solche Folgen: die Übertragung von "Kraft", "Zeitfluss" oder "Sinn und Bedeutung" "auf die Masse" [Warnke 2013]. Warnke erläutert, dass jedes Messgerät immer nur solche Folgen messen könne. Es ist anzumerken, dass es bisher noch kein allgemein anerkanntes Messgerät für "Zeitfluss" oder "Sinn und Bedeutung" gibt. Das Wort Zeitfluss ist kein gängiger physikalischer Begriff. Einen Begriff durch eine Messanleitung sehr eng zu definieren nennt man in den Wissenschaften => Operationalisierung
Bewusstsein steuert Spin
Warnke stellt dann ein Experiment vor (1990 von Davies? "referiert"), das zeigt, dass Teilchen ihren Spin immer so ausrichten, wie ein Experimentator seine Referenz-Richtung dafür wähle. Die neue Physik stelle den Geist wieder zurück an eine zentrale Stelle innerhalb der Natur [Warnke 2013]. Meint Warnke hier so etwas wie das berühmte => Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon [?]
Zwischenfazit
Warnke hält fest, dass bisher im Vortrag gezeigt wurde, dass man innerhalb des Körpers mit seinem Bewusstsein die Materie steuern könne. Wieder erwähnt Warnke, dass keiner frage wie das funktioniere [Warnke 2013]. Diese Aussage ist falsch. Die Frage, wie Bewusstsein einen Körper steuern könnte ist eine zentrale Fragestellung im Rahmen der Philosophie des Geistes [4]. Das zuvor beschriebene Experiment zeige aber auch, dass das Bewusstsein auch außerhalb des Körpers wirken könne, nämlich den Spin von Elektronen beeinflusse. Warnke sagt, dass das beschriebene Experiment ein Experiment sei, dass "die Physiker" kennen. Wer aber sind "die Physiker"? Meint er einzelne Physiker damit oder eine verschworene Gemeinschaft von täuschungswilligen Mainstream-Aademikern? Ein Beispiel für ein Experiment zum Nachweis einer Fernwirkung des Bewusstseins ist der sogenannte => Ganzfeldversuch
Einschätzung der Seriösität
Dr. Ulrich Warnke benutzt häufig Begriffe, die nicht präzise definiert sind (Zeitfluss, Ur-Information). Er konstruiert mit rhetorischen Stilmitteln eine Vorstellung von einer homogenen "Wissenschaft", die Dinge als ganzes kenne oder ignoriere und er positioniert sich selbst als Gegenstimmte dazu. Warnke behauptet mehrfach, dass bestimmte Themen bisher noch nicht berücksichtigt worden seien, was in den zitierten Einzelfällen krasse Falschbehauptungen sind. Stilistisch lässt Warnke in seinen Vorträgen oft Verweise auf sein wissenschaftliches Renommee einfließen, was als Versuch gedeutet werden kann, dass er mit Autorität argumentieren wolle. In einer Gesamteinschätzung tragen Warnkes Ausführungen zur Quantenphilosophie viele Züge einer => Pseudowissenschaft
Quellen
◦ [1] Warnke 1973: Ulrich Warnke: Physikalisch-physiologische Grundlagen zur luftelektrisch bedingten "Wetterfühligkeit" der Honigbiene (Apis mellifica). Dissertation an der Universität Saarbrücken. 1973.
◦ [2] Warnke 2013: 8. Symposium der DAEMBE e. V. Königswinter 2013. Veröffentlichter Mitschnitt auf www.youtube.com
◦ [3] Warnke 2007: Der Spin als zentrale Schaltstelle von Aufbau und Funktion des Organismus: 4. NetzwerkForm, 1.6 und 17. Juni 2007 in der Stadthalle Heidelberg. Veröffentlicht auf www.youtube.com
◦ [4] Popper, Karl R. und Eccles, John C.: Das Ich und sein Gehirn. Piper Verlag, München 1997.