Transhumanismus
Vision
Basiwissen
Als Transhumanismus bezeichnet man eine breite Strömung visionären Denkens hin zu Menschen, deren Fähigkeiten und Eigenschaften weiter über das jetzt mögliche Hinausgehen. Dabei kann man zwei Grundströmungen unterscheiden.
Transhumanismus der Individuen
Dies ist die überwiegend gemeinte Bedeutung: einzelne Menschen werden in Körper und Geist mit technischen Mitteln und Methoden so optimiert, dass ihre Fähigkeiten weit über denen jetziger Menschen liegen werden [1]. Die Visionen reichen von Cyborgs bis hin zur Migration von Menschen auf Computersysteme. Siehe auch => Cyborg
Transhumanismus des Kollektivs
Größere Gruppen von Menschen werden zusammen mit den sie umgebenden Technologien optimiert bis hin zu einem soziotechnischen Überwesen (Global Brain, Metaman). Der einzelne Mensch wird dann zu einem funktionalen Teil des Ganzen und erfährt darin seine Erfüllung. Siehe als Beispiel den => Homo Symbioticus
Soll man den Transhumanismus stoppen?
Transhumanismus als Zukunftsszenario wird sehr unterschiedlich bewertet. Das Spektrum reicht von euphorischem Fortschrittslauben hin zu Ängsten vor dystopisch unkontrollierbaren Zuständen. Um einen Transhumanismus aufzuhalten, so der Philosoph Nick Bostrom, müsste man gezielt einige Situationen ausschalten, in denen jetzige Menschen gegen Maschinen und KI konkurrieren. Dieses Idee ist hier kurz vorgestellt im Artikel => Bostrom-Bremse
Eine frühe Vision (1929)
In der Zeit um 1920 bis 1930 waren eugenische Gedanken zur Verbesserung der Menschheit in Europa und den USA weit verbreitet: durch künstliche Zuchtwahl sollte eine verbesserte Menschheit herangezüchtet werden. Die Idee war auch Teil des Rassenwahns des Deutschen Reiches von 1933 bis 1945. Eine anderen Weg schlug der irische Mathematiker und Technik-Visionär John Desmond Bernal vor. Er schlug eine technologische Umgestaltung des menschlichen Körpers vor. Was nicht vorrangig der Denkarbiet dient ist überflüssig und kann entfernt werden. Hier folgt das Originalzitat als frühes Dokument eines ernst gemeinten Transhumanismus: "In a civilized worker the limbs are mere parasites, demanding nine-tenths of the energy of the food and even a kind of blackmail in the exercise they need to prevent disease, while the bodily organs wear themselves out in supplying their requirements. On the other hand, the increasing complexity of man's existence, particularly the mental capacity required
to deal with its mechanical and physical complications, gives rise to the need for a much more complex sensory and motor organization, and even more fundamentally for a better organized cerebral mechanism. Sooner or later the useless parts of the
bodymust be given more modern functions or dispensed with altogether, and in their place we must incorporate in the effective body the mechanisms of the new functions." [4] Siehe auch => John Desmond Bernal
Literatur
◦ [1] Yuval Harari: Homo deus: eine Geschichte von Morgen. Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn. C.H.Beck, München 2017 (1. Auflage) bis 2018 (2. Auflage), ISBN 978-3-406-70401-7.
◦ [2] Nick Bostrom: Die Zukunft der Menschheit. Suhrkamp Verlag. 2018. ISBN: 978-3518298459.
◦ [3] Gregory Stock: Redisigning Humans: Our Inevitable Genetic Future. Houghton Mifflin Company. 2002. ISBN: 978-0618060269.
◦ [4] J. D. Bernal: The World, the Flesh & the Devil. An Enquiry into the Future of the Three Enemies of the Rational Soul. Foyle Publishing. 1929. Siehe auch => John Desmond Bernal