R


Skaleneffekt


Wirtschaft


Definition


Als Skaleneffekt bezeichnet man bei Unternehmen die Abhängigkeit der pro Zeiteinheit produzierten Menge an Gütern als Funktion der eingesetzten Produktionsfaktoren. Das ist hier näher erklärt.

Vorteil: Senkung der Stückkosten


Ein fiktiver (ausgedachter) Landwirtschaftsbetrieb kauft teure Landmaschinen. Für diese Maschinen fallen ständig hohe Fixkosten an (Abschreibungen, Reparaturen, Wartung, Versicherung, Gehälter für Mitarbeiter etc.). Angenommen diese Fixkosten lägen bei 200 Währungseinheiten (WE) pro Jahr und angenommen der Betrieb produziert 100 Einheiten Weizen pro Jahr. Dann müssen die 200 WE als Kosten auf die 100 Einheiten Weizen verteilt werden, das ergibt 2 Euro Kosten pro Weizeneinheit. Diese 2 Euro müssen letztendlich in den Preis für die Kunden mit eingerechnet werden. Kann der Betrieb mit demselben Maschinenpark aber 400 Einheiten Weizen pro Jahr produzieren, so ergeben sich nur noch 0,5 Euro Fixkosten pro Einheit Weizen: der Weizenpreis für die Kunden sinkt ohne dass der Gewinn der Firma abnimmt.

Vorteil: Risikoglättung


Eine typische Zahnarztpraxis hat einen Zahnarzt sowie zum Beispiel zwei Helferinnen und eine Person im Sekretariat. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass alle drei Helferinnen gleichzeitig oder auch der Zahnarzt selbst durch Krankheit ausfallen. Dauert dieser Ausfall längere Zeit, können Kunden dauerhaft verloren gehen. Eine große Einrichtung mit vielen einzelnen Ärzten und Helfern kann Vertretungsdienste einrichten und mit festen Zahlen für das ausgefallene Personal rechnen. Der Anteil durch Krankheit ist dann zwar gleich hoch wie bei einer kleinen Praxis, aber die Anzahl gleichzeitig kranker Mitarbeiter schwankt sehr viel weniger bei großen Betrieben, sodass auch die Kunden davon nicht so viel mitgekommen. Durch größere Betriebe kann also eine insgesamt zeitlich zuverlässigere Dienstleistung erbracht werden.

Monopolbildung als Folge


Wo Skaleneffekte wirksam sind, haben große Unternehmen gegenüber kleineren Unternehmen immer einen Wettbewerbsvorteil. Das konsequent zu Ende gedacht führt zu einer Konzentration von Unternehmen bis hin zu einem Monopol. Damit einher geht aber auch ein Verlust an Konkurrenz, es droht ein Versagen der Marktwirtschaft ↗

Konsumismus als Folge?


Der Skaleneffekt bewirkt, dass Unternehmen umso mehr Profit machen können, je mehr sie produzieren. Dies führt wiederum zu dem Effekt, dass Unternehmen durch Werbung versuchen, Kunden ständig zum Kauf von möglichst großen Mengen an Gütern oder Dienstleistungen (z. B. Freizeitpark) anregen. Der gewollt oder ungewollt angestrebte Zielzustand aus Sicht der Unternehmen ist dann ein mengenmäßig möglichst großer Konsum der Mengen. Siehe auch Konsumismus ↗

Soziointegrative Degeneration als Folge?


Ständiger Zwang zum Wachstum: Skaleneffekte üben einen beständigen Druck auf Unternehmen aus, sich zu vergrößern. Größere Unternehmen werden aber zwangsläufig auch anonymer. Sie üben auf ihre Mitarbeiter einen stärkeren Zwang zur Konformität aus als kleinere Firmen. Aus Sicht eines einzelnen Mitarbeiters kann es sich mehr auszahlen, angepasst und konform zu sein als wagemutig und kreativ[1]. Je größer die Anzahl der Mitarbeiter, desto kleiner die durchschnittliche individuelle Freiheit und Autonomie. Es droht eine soziointegrative Degeneration ↗

Fußnoten