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Schöne neue Welt


Dystopie


Basiswissen


Ein dystopischer Roman aus dem Jahr 1932: die herrschende Klasse unterdrückt die niederen Klassen nicht mit Gewalt sondern hält sie mit Komfort, Drogen und Fürsorge in einem dauerhaft gefügigen und gleichzeitig auch funktionalen Zustand.

Grundgedanke von "Schöne Neue Welt"


Der Roman spielt in einer fiktiven Zukunft: Menschen werden künstlich gezüchtet und bereits vor der Geburt chemisch so konditioniert, dass sie ihren späteren Platz in der Gesellschaft gerne einnehmen. So werden zukünftige Weltraumarbeiter als Embryonen in Flaschen großgezogen. Dabei werden ihnen Glückshormone injiziert wenn sie in taumelnder Bewegung sind. Infolgedessen werden sie sich nur unter Schwerelosigkeit wirklich wohl fühlen und ein Leben auf festem Boden gar nicht begehren. Auf ähnliche Weise sind alle Menschen auf ihre Rolle angepasst. Kleine Widrigkeiten im Lebensalltag können durch eine ständig verfügbare Droge, Soma, kompensiert werden. Der Konsum der Droge ist staatlich gewünscht. Die Handlung des Buches spinnt sich an zwei Figuren entlang, die gegen die perfekt organisierte Glücklichkeit aufbegehren. Siehe auch Brave New World Revisited ↗

Der Mensch als steuerbare Maschine?


Huxley griff in dem Buch Methoden des Behaviorismus auf, einer bis in die 1950er Jahre sehr einflussreichen Denkrichtung der Psychologie. Dem Behaviorismus zufolge ist der Mensch im Prinzip eine Reflexmaschine. Mit ausreichender Kenntnis und technischem Geschick lässt sich die Maschine perfekt einstellen. Huxleys Romanfiguren sind aber nicht nur Opfer plumper Manipulation sondern auch geleitet durch ein sanftes Budging, das heißt, ein Hinstupsen zum gewünschen Verhalten. Siehe auch Behaviorismus ↗

Zwei Wege zur Dystopie


Die von Huxley in seiner schönen neuen Welt gezeichnete Zukunft ist eine paradox anmutende Dystopie: die Menschen sind glücklich und zufrieden. Eine allmächtige Weltführung sorgt für die Dauerhaftigkeit des Glückzustandes, dennoch fehlt etwas. Nämlich die Freiheit des Willens, das autonome, sich selbst bestimmende Individuum. Während bei Huxley die totalitäre Weltherrschaft über Luxus, Komfort und Glückszustände stabilisiert wird, zeichnet der Engländer George Orwell (1903 bis 1950) eine dystopische Zukunft bei der die Stabilität ganz auf Täuschung und Gewalt beruht. Betrachtet man sich die Welt der 2020er Jahre, gut 80 Jahre nach der Zeit dieser beiden Autoren, so scheinen beide tiefere Wesenzüge menschlicher Gesellschaften erfasst zu haben. Während in Ländern wie Russland oder dem Iran die Bevölkerung nur durch brutale Unterdrückung gefügig gehalten werden kann, scheinen die Menschen in westlichen Wohlstandsdemokratien über Konsum gesteuert werden zu können. Zu Orwells stabilem Welt-Terror-Staat siehe sein Buch 1984 (Roman) ↗

Fußnoten