Röntgenstrahlung
Physik
Basiswissen
Sehr energiereich: Röntgenstrahlung, früher auch X-Strahlung genannt[1] ist eine unsichtbare elektromagnetische Strahlung. Sie besteht aus sehr energiereichen Röntgenquanten, auch Röntgenphotonen genannt. Hier werden Eigenschaften und Enstehung kurz behandelt.
Eigenschaften von Röntgenstrahlung
Röntgenstrahlen sind eine Art sehr starkes aber unsichtbares Licht. Röntgenstrahlen durchdringen dicke Haut und Gewebe, aber nicht durch Knochen[3]. Damit lassen sich Photographien von Menschen machen, auf denen man nur die Knochen sieht. Röntgenstrahlung erzeugt Mutationen im Erbmaterial von Zellen. Röntgenstrahlen kommen immer von außerhalb des Atomkerns, niemals aus einem Atomkern. In der Natur entstehen Röntgenstrahlen zum Beispiel in Blitzen sowie auf fremden Himmelskörpern.
Vergleich von Röntgen- und Gammastrahlung
Im Bereich einer Wellenlänge von 10⁻¹² bis 10⁻¹² Metern Wellenlänge überscheiden sich die Röntgenstrahlung und die Gammastrahlung[4][5]. Während aber Röntgenstrahlen oft durch eine Geschwindigkeitsänderung von Elektronen entstehen (als sogenannte Bremsstrahlung) oder durch Übergänge von Elektronen in der Hülle der Atome entsteht, und nur selten in Atomkernen[6], stammt Gammastrahlung oft eindeutig aus Prozessen im Atomkern, kann aber auch als Bremsstrahlung vorkommen[7]. Siehe auch Gammastrahlung ↗
Entstehung von Röntgenstrahlung als Bremsstrahlung
Röntgenstrahlen entstehen, wenn man geladene Teilchen sehr schnell beschleunigt, ablenkt oder bremst. Man spricht von der sogenannten Bremsstrahlung. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man schnelle Elektronen auf Metall schießt. Die Elektronen werden beim Eindringen ins Metall abgebremst oder umgelenkt. In beiden Fällen entsteht eine sogenannte Bremsstrahlung ↗
Entstehung von Röntgenstrahlung aus der Elektronenhülle
Röntgenstrahlen entstehen auch bei Übertritten von Elektronen in den Atomhüllen. Da Röntgenquanten einen sehr hohen Energieinhalt haben, müssen die beteilgten Elektronschalen des Atoms große Energiedifferenzen aufweisen. Dies trifft vor allem auf die innersten Bahnen, nahe am Atomkern zu. Einen quantitativen Zusammenhang zwischen der Kernladungszahl eines Atoms und den ausgesandten Frequenzen entsprechender Röngtenstrahlen liefert die charakteristische Röntgenstrahlung ↗
Entstehung von Röntgenstrahlung beim K-Einfang eines Atomkern
Beim K-Einfang, auch EC-Prozess genannt, verschmilzt ein Elektron aus der K-Schale der Atomhülle mit einem Proton aus dem Atomkern. Dabei wird Röntgenstrahlung ausgesandt. Lies mehr unter K-Einfang ↗
Röntgenstrahlung in Zahlen
- Im elektromagnetischen Spektrum zwischen Ultraviolett- und Gammastrahlung
- Die Übergänge zu den zwei Nachbarstrahlungsarten sind fließend.
- Photonenenergien von 5 keV bis 100 keV (Kiloelektronenvolt)
- Wellenlängen von 10 Nanometer bis etwa 250 Pikometer
- Frequenzen von 0,25 bis 60 Exahertz (10 hoch -18)
- Siehe auch elektromagnetisches Spektrum ↗
Röntgenstrahlung in der Kristallographie
Röntgenstrahlen werden auf eine typische Weise an Kristallgittern gestreut. Die dabei geltenden Formeln lassen Rückschlüsse auf die Struktur von Kristallen zu. In der Kristallographie werden die Abstände von Atomen in Gittern oft in Angström (Å) angegeben. Ein Angström ist so viel wie 0,1 Nanometer oder 10 hoch -10 Meter. Der Atomabstand in Gittern aber auch die Wellenlänge von Röntgenstrahlen liegt im Bereich von 0,1 bis 100 Angström. Siehe auch Kristallographie ↗
Röntgenstrahlung und Atomarten
Nicht alle Atomarten können Röntgenstrahlung aussenden. Die Energieunterschiede zwischen den Elektronenschalen beim Wasserstoff reichen dafür zum Beispiel nicht aus. Wasserstoff kann maximal ultraviolette Strahlung aussenden. Kohlenstoff hingegen kann sehr schwache Röntgenstrahlung erzeugen. Eisen und Sauerstoff hingegen erzeugen auch stärkere Strahlung. Klassischerweise benutzt man zur künstlichen Erzeugung Metalle ↗
Fußnoten
- [1] 1904, kurz nach der Entdeckung: "Röntgenstrahlen. Bei Versuchen mit Kathodenstrahlen (s. Kathodenlicht, Bd. 5, S. 410) entdeckte 1895 W.C. Röntgen, damals Professor an der Universität Würzburg, daß von einer bestimmten Stelle der Glaswand des evakuierten Rohres eine neue, von ihm X-Strahlen genannte Strahlung ausgeht, daran erkennbar, daß ein Baryumplatincyanür-Schirm im verdunkelten Zimmer aufleuchtet, sobald er in die Nähe des Entladungsrohres gebracht wird." Es folgt dann ein sehr langer Artikel, auch mit Bildern, zum damaligen Stand der Wissenschaft über Röntgenstrahlen. In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 525-530. Online: http://www.zeno.org/nid/20006176933
- [2] 1905, zur Entdeckung: "Röntgenstrahlen […] entstehen da, wo Kathodenstrahlen auf feste Körper auftreffen. Wenn in Geißlerschen Röhren die Luft bis auf Milliontel ihrer ursprünglichen Dichte verdünnt wird, zieht sich der positive Lichtstrom immer mehr zurück und verschwindet fast ganz, das bläuliche negative Licht dagegen breitet sich mit abnehmender Lichtstärke immer weiter aus, verschwindet aber schließlich ebenfalls, indem der dunkle Kathodenraum den ganzen Innenraum der Röhre einnimmt (s. Elektrische Entladung). Nun wächst die Spannung, die nötig ist, den Durchgang des Stromes zu erzwingen, außerordentlich stark an, und die Glaswandung wird durch die Kathodenstrahlen zu lebhaftem grünen Leuchten erregt. Im J. 1895 hatte Röntgen eine solche hochevakuierte sogen. Hittorfsche Röhre mit schwarzem, undurchsichtigem Karton umhüllt und fand, daß eine in die Nähe des Apparates gebrachte fluoreszierende Substanz, z. B. Baryumplatincyanür, aufleuchtete. Hieraus war zu schließen, daß von der Röhre etwas ausstrahlt, das durch die für Licht undurchlässige schwarze Kartonhülse dringt und, obgleich für unser Auge nicht wahrnehmbar, auf die fluoreszierenden Körper ähnlich wirkt wie Licht. Zweckmäßig wird bei dem Versuch das Baryumplatincyanür (weniger gut Uranylammoniumfluorid, Calciumwolframat u.a.) in Form eines seinen Pulvers auf einen Karton oder Papierschirm aufgeklebt (Fluoreszenzschirm)." Es folgen noch längere Ausführungen zu den Eigenschaften der Röntgenstrahlung. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 129-132. Online: http://www.zeno.org/nid/20007363052
- [3] 1911, Spekulationen zu den Eigenschaften: "Röntgenstrahlen oder X-Strahlen, von Wilh. Konrad Röntgen (s.d.) entdeckte Strahlen, die von den durch die Kathodenstrahlen (s.d.) zur Fluoreszenz gebrachten Stellen der Glaswand des Entladungsrohrs ausgehen, dicke Schichten von sonst undurchsichtigen Stoffen durchdringen und, für das Auge unsichtbar, photochem. und Fluoreszenzwirkungen ausüben. Die R. breiten sich, wie die Lichtstrahlen, geradlinig im Raume aus und geben auf fluoreszierenden Flächen, sowie auf der photogr. Platte scharfe Schattenbilder der von ihnen mehr oder weniger durchdrungenen Schichten, z.B. von einer menschlichen Hand hellere Schatten der Fleischteile und darin die dunklern Schatten der Knochen […] Sie werden nicht gebrochen und vom Magneten nicht abgelenkt, entladen geladene Leiter und machen Gase elektrisch leitend. Sie sind wahrscheinlich Ätherstrahlen von äußerst kleiner Wellenlänge. Da sie die Durchleuchtung und photogr. Aufnahme des für das Auge Unsichtbaren ermöglichen, sind sie für viele praktische Zwecke, namentlich für diagnostische in der Medizin […], sehr wichtig geworden. Zum Nachweis von R. in hellen Räumen dient das Kryptoskop (s.d.)." Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 555. Online: http://www.zeno.org/nid/20001505785
- [4] Zur Wellenlänge von Röntgenstrahlung: "Röntgenstrahlen, X-rays, elektromagnetische Strahlung des Wellenlängenbereiches 10⁻⁵ bis 100 Å, die aus der Abbremsung hochenergetischer Elektronen oder durch Elektronenübergänge in den inneren Schalen der Atome (Atomhülle) entsteht." Umgerechnet in Meter liegt Röntgenstrahlung nach dieser Definition im Bereich von 10⁻¹⁵ bis 10⁻⁸ Meter Wellenlänge. In: Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 2. November 2023. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/roentgenstrahlung/12557
- [5] Zur Wellenlänge von Gammastrahlung: "γ-Strahlung, hochenergetische elektromagnetische Strahlung mit Energien Eγ = ℏω mindestens oberhalb einiger keV pro Gammaquant, d. h. Wellenlängen unter 10 pm." In Metern sind das weniger als 10⁻¹² Meter. In: Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 2. November 2023. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/gammastrahlung/5520
- [6] Forscher der Universität Heidelberg beschreiben, wie Röntgentrahlen von einem Atomkern absorbiert und dann wieder emittiert werden, insofern kann man sagen, dass die Röntgentrahlen aus dem Kern des Atoms stammen: "The researchers’ approach to amplifying the x-rays is based on the fact that, when x-rays interact with iron nuclei (or any other nuclei) to produce resonance, they are re-emitted after a short delay. These re-emitted x-rays then lag exactly half a wavelength behind that part of the radiation which has passed straight through." In: Sharp x-ray pulses from the atomic nucleus
- [7] Gammastrahlung als Bremsstrahlung: "Gammastrahlung entsteht entweder als Bremsstrahlung beim Auftreffen schneller Elektronen auf Materie oder beim Strahlungsübergang eines angeregten Atomkerns oder Hadrons (Gammaabregung, Kerngammaübergänge)." In: Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 2. November 2023. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/gammastrahlung/5520
- [8] "Wie Röntgenstrahlen die Mutation hervorrufen" als Kapitel 51 in: Erwin Schrödinger: Was ist Leben?: Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987. ISBN: 3-492-11134-3. Dort die Seite 95. Siehe auch DNA ↗