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Proxy-Variable


Messtechnik


Basiswissen


Eine Messgröße, die stellvertretend für eine andere Messgröße genutzt wird nennt man in den Naturwissenschafen und den empirischen Sozialwissenschaften eine Proxy-Variable, Stellvertreter-Variable oder Ersatzgröße. In der Messtechnik spricht man hingegen eher von einer indirekten Messung. Das ist hier mit einem praktischen Beispiel kurz erklärt.

Proxy-Variablen in der Chemie


In einem Becher Wasser wird pulverförmiges Natriumsulfat aufgelöst. Der Versuch sollte zeigen, wie lange es dauert, bis das ganze Natriumsulfat vollständig im Wasser gelöst ist. Um die Menge des aufgelösten Natriumsulfats im Wasser abzuschätzen, wurde die Stromstärke zwischen zwei Metallstäben ins Wasser engetauchten Metallstäben gemessen. Die Idee dabei war es, dass das aufgelöste Natriumsulfat elektrische Ladungsträger (Ionen) darstellt und damit die Stromstärke beeinflusst. Damit war die gemessene elektrische Stromstärke eine Proxy-Variable für die Natriumsulfatkonzentration im Wasser. Mehr zu diesem Versuch steht im Artikel Lösungskinetik (Natriumsulfat) ↗

Proxy-Variablen Sozialwissenschaften


Angenommen man möchte den Einfluss der Fähigkeiten von Mitarbeitern in Firmen auf deren Lohn untersuchen. Bekommen Menschen mit mehr oder besseren Fähigeiten auch mehr Lohn (Lohngleichung)? Den Arbeitslohn einer Person kann man recht einfach messen, zum Beispiel über die monatliche Lohnzahlung. Schwieriger ist es, die insgesamte Fähigkeit einer Person zu messen. Hier kann man als Proxy-Variable zum Beispiel den Intelligenzquotienten (IQ) verwenden[1]. Man muss sich dabei aber bewusst halten, dass ein hoher IQ nicht automatisch auch bedeutet, dass jemand eine gute Konzentrationsfähigkeit besitzt und als Fluglotse fähig ist. Bei der Vewendung einer Proxy-Variablen wichtig ist, dass es einte gute statistische Korrelation zwischen der gemessenen Proxy-Variablen (IQ) und der eigentlichen Messgröße die interessiert (Fähigkeit) gibt. Siehe auch unte Korrelation ↗

Proxy-Variablen in der Physik


In der Physik unterscheidet man beobachtbare oder direkt messbare Größen von nur indirekt mess- oder beobachtbaren Größen. Ein Beispiel ist die Masse eine Planeten: man kann sie nicht direkt messen sondern nur über Bewegungs- oder Kraftmessungen indirekt bestimmen. Die Proxy-Variable in der Physik wird oft auch Observable genannt[2]. Siehe dazu auch Observable ↗

Was ist ein Ding an sich?


Das Ding an sich ist ein Begriff aus Philosophie Immanuel Kants. Kant argumentierte, dass unsere Sinne niemals ein Objekt direkt wahrnehmen sondern nur über den Umweg der Sinnesorgane. Wenn wir zum Beispiel ein Boot auf einem See sehen, so entsteht das Bild lediglich aus einen elektrischen Erregungsmuster in den Nervenzellen des Gehirns. Das Bewusstsein hängt unmittelbar an den elektrischen Bewegungsmustern und nicht am Boot. Die eletrischen Erregungen im Gehirn sind sozusagen eine Art Proxy-Größe für das Boot. Das Boot selbst werden wir nach Kant niemals direkt wahrnehmen können, es ist das für uns unsichtbare Ding an sich ↗

Was ist der Turing-Test?


Es ist unmöglich, das Bewusstsein eines anderen Menschen direkt wahrzunehmen. Es ist sogar unmöglich, überhaupt festzustellen, ob ein anderes Lebewesen Bewusstsein hat oder nicht. Als Proxy, als Stellvertreter, für ein aktives Bewusstsein könnte man zum Beispiel die Fähigkeit eines Menschen zum intelligenten Reden benutzen. Das ist die Grundidee von einem Turing-Test ↗

Fußnoten