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Naturphilosophie


Sinnfrage


Basiswissen


Naturwissenschaft verbunden mit Fragen nach dem Sinn und der Grundbeschaffenheit des Seins bezeichnet man heute als Naturphilosophie. Ursprünglich bezeichnete das Wort Naturphilosophie das, was man heute Naturwissenschaft nennen. Das ist hier mit einer längeren Stichwortliste am Ende kurz vorgestellt.

Definition von Naturphilosophie


Das Metzler Philosophie Lexikon definiert Naturphilosophie zum einen als „philosophische Beschäftigung mit der Natur“ und zum anderen als „Philosophie der Naturwissenschaften, das heißt als Metatheorie oder Wissenschaftstheorie“ [1]. Diese enge Verbindung mit den Naturwissenschaften sieht aber das Lexikon „Religion in Geschichte und Gegenwart“ nur bis ins 18te Jahrhundert [8]. Im 19ten Jahrhundert trennten sich die Naturwissenschaften dann zunehmend ab vom Begriff der Philosophie, was etwa daran zu erkennen ist, dass der Begriff der Wahrheit in den gegenwärtigen Naturwissenschaften keine große Rolle spielt, in der Philosophie aber weiterhin zentral ist [sinngemäß: 8, Seite 444].

Naturphilosphie als Naturwissenschaft


Philosophie bezeichnet heute eine Wissenschaft, die fast ausschließlich mit Worten arbeitet und in diesem Sinn eine Geisteswissenschaft ist. Das war nicht immer so. Bis etwa zur Zeit Goethes und Napoleons fasste man so gut wie alle Wissenschaften unter der Philosophie zusammen. Was wir heute etwa als Biologie, Geologie und Physik unterscheiden, fasste man bis ins frühe 19te Jahrhundert unter dem Wort Naturphilosophie zusammen. Dabei war oft ein starkes Bemühen erkennbar, Erkenntnisse in ein großes Weltbild zu fügen, das auch Fragen nach Moral, Gott oder anderen Sinnquellen sowie auch Übersinnliches miteinschloss. Dieser Anspruch ist heute weitgehend aufgegeben. Aus der ehemals alles umfassenden Philosophie herausgelöst haben sich die modernen => Naturwissenschaften

Naturwissenschaft im modernen Sinn


Die heutigen Naturwissenschaften definieren sich einerseits über zentrale Methoden wie Modellbildung und Empirie. Andererseits definieren sie sich auch über eine deutliche Selbstbegrenzung: sie schließen Fragen aus, die sich nicht mit ihren Methoden bearbeiten lassen. Das sind zum Beispiel Fragen wie die nach dem Sinn der Welt, nach dem Sollen oder dem Ursprung der Welt. Wo man solche Fragen eng mit der Naturwissenschaft verbinden möchte, könnte man von Naturphilosophie sprechen. Siehe auch => Utopie

Literatur


◦ [1] Lorenz Oken: Lehrbuch der Naturphilosophie. Verlag Friedrich Frommann. Jena, 1831.
◦ [2] Emil Dubois Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens. Veit, Leipzig 1872.
◦ [3] Emil Dubois Reymond: Die Sieben Welträtsel. Rede zur Feier des leibnizischen Jahrestages, am 8. Juli 1880. In: Deutsche Rundschau 28: 352-372
◦ [4] Ernst Häckel: Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien über Monistische Philosophie. Neu bearbeitete Taschenausgabe. Leipzig. Alfred Kröner Verlag. 1909 (Erstausgabe 1899).
◦ [5] Henry Stapp: Mind, Matter and Quantum Mechanics. Springer Verlag. 1993. ISBN: 3-540-56289-3.
◦ [6] Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 392.
◦ [7] Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Herausgegeben von Hermann Gunkel und Leopold Tscharnak. Verlag von J. C. B. Mohr. Tübingen. 1931. Band I. Seite 439 bis 446.



Natührliche Theologie