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Leviathan


Staatstheorie


Basiswissen


Der Leviathan ist ein Seeungeheurer aus der jüdisch-biblischen Mythologie. Der englische Staatstheoretiker Thomas Hobbes (1588 bis 1679) benutzte den Leviathan als Metaphor für einen allmächtigen Staat[1]. Nur die Allmacht des Staates sichert die friedliche Existenz der ansonsten räuberisch veranlagten Menschen. Kurz vorgestellt ist hier die Metapher vom Staat als einem lebenden Wesen.

Der Staat als Lebewesen (Zitat)


In der Einleitung zum Leviathan vergleicht Thomas Hobbes den Staat mit einem Lebewesen, einem individuellen Menschen. Dabei bleibt der Vergleich im Metaphorischen: "For by Art is created that great LEVIATHAN called a COMMON-WEALTH, or STATE, (in latine CIVITAS) which is but an Artificiall Man; though of greater stature and strength than the Naturall, for whose protection and defence it was intended; and in which, the Soveraignty is an Artificiall Soul, as giving life and motion to the whole body; The Magistrates, and other Officers of Judicature and Execution, artificiall Joynts; Reward and Punishment (by which fastned to the seat of the Soveraignty, every joynt and member is moved to performe his duty) are the Nerves, that do the same in the Body Naturall; The Wealth and Riches of all the particular members, are the Strength; Salus Populi (the Peoples Safety) its Businesse; Counsellors, by whom all things needfull for it to know, are suggested unto it, are the Memory; Equity and Lawes, an artificiall Reason and Will; Concord, Health; Sedition, Sicknesse; and Civill War, Death. Lastly, the Pacts and Covenants, by which the parts of this Body Politique were at first made, set together, and united, resemble that Fiat, or the Let Us Make Man, pronounced by God in the Creation." Die Idee vom Staat als Lebewesen wurde später insbesondere in Deutschland weiter entwickelt unter dem Stichwort organische Theorie ↗

===== Wie sehr traf Hobbes' Menschenbild zu?
Hobbes ging von einem Menschen aus, der ohne die zügelnde Allmacht des Staates in einem Zustand ständiger Feindschaft oder des Krieges verharrt. Im Jahr 2012, gut 361 Jahre nach Hobbes' Buch, erschien in den USA ein Bestseller des Anthropologen Jared Diamond: The World Until Yesterday: What We Can Learn from Tribal Societies[2]. In dem Buch stellt Diamond die These auf, dass Mitglieder von naturnahen Stammesverbänden (tribes) anteilig öfters durch Gewalt sterben als Einwohner großer westlich geprägter Zivilisationen. Selbst die Einbeziehung der ersten beiden Weltkriege änder, so Diamond, nichts an dem Befund. Als häufige Ursachen für gewaltsame Tode nannte Diamond Kriege zwischen stämmen, Eifersuchstmorde, Kindstötungen, Aussetzen von Alten oder Hextentötungen. Sollte Diamonds Thesen zutreffen, wäre dies eine Bestätigung der Annahmen von Hobbes. Die Entwicklung von Stammesgruppen hin zu staatlichen Zivilisationen wäre dann ein Fortschritt ↗

Fußnoten