R


Kausalitätsprinzip


Naturphilosophie


Definition


Als Kausalitätsprinzip[7], Kausalprinzip[6] oder Kausalgesetz[10] bezeichnet man die Idee, dass jede Ursache eine Wirkung hervorbringt und jede Veränderung eine Ursache hat[8]. Die Art der Verbindung zwischen Ursache und Wirkung bezeichnet man als Kausalität[12], ohne dass diese zunächst enger definiert werden muss. Obwohl das Kausalitätsprinzip als Voraussetzung jeder Erkenntnis gilt[11], werden strenge Deutungen davon, zum Beispiel durch Quantenphysik hinterfragt[4].

Verschiedene Aspekte und Grade des Kausalitätsprinzipes


Was in der Litertatur mit Worten wie Kausalitätsprinzip, Kausalprinzip oder Kausalgesetz bezeichnet wird, ist eher eine Verbindung verschiedener, auch getrennt denkbarer Konzepte als ein durchängiges, logisch nicht weiter zergliederbares Prinzip. Je nachdem, was man dann zum Kausalitätsprinzip mit hinzuzählt, ergeben sich daraus engere oder auch weiter gefasste Definitionen.

Aspekt I: es gibt keine Ursache ohne Wirkung


Es gibt keine Ursache ohne eine darauf folgende Wirkung[6]. Wenn zum Beispiel ein ein Stein auf den Boden fällt hat diese Ursache nach den jetzt bekannten Gesetzen der Physik am Ende immer die Wirkung, dass die ursprüngliche Bewegungsenergie des Steines am Ende in eine andere Energieform umgewandelt wurden. Ohne weitere Ausführungen ließe sich die Definition, dass jede Ursache eine Wirkung habe, aber auch zu banalen bis inhaltslosen Beispielen heranziehen. Man könnte a) bei jeder Änderung sagen, dass die Änderung die Ursache dafür war, dass später etwas nicht mehr so ist, wie es vorher war. Man könnte b) sogar einen über die Zeit gleichbleibenden Zustand darunter fassen, indem man spitzfindig sagt: dadurch dass nicht passiert ist (Ursache) gab es auch keine Veränderung (Wirkung). Um diesen Aspekt der Kausalität präziser zu fassen, müsste man folgende Dinge präzisieren:


Aspekt II: Es gibt keine Wirkung ohne Ursache


Es gibt keine Wirkung ohne eine Ursache[8][11]. Anders gesagt: alles was passiert, muss eine Ursache haben, auch wenn man sie nicht kennt[2]. Das klassische Beispiel ist das erste Newtonsche Axiom: ein Körper bleibt solange im Zusand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung, wie keine resultierende Kraft von außen auf ihn wirkt[7]. Hier gelten dieselben Vorbehalte wie bei der umgekehrten Betrachtung, dass es keine Ursache ohne Wirkung geben soll. Neu hinzu kommt der Fall, dass die Physik Veränderungen - und damit Wirkungen - kennt, für die es möglicherweise keine Ursache gibt. Man spricht dann von einem echten Zufall. Das klassische Beispiel dafür ist der Atomzerfall oder das Verhalten von Photonen[4].


Aspekt III: Gleiche Ursachen haben gleiche Wirkung


Gleiche Ursache haben immer auch gleiche Wirkungen[10]: diese Bedingung ist enger gefasst, als dass jede Ursache auch eine Wirkung hat. Das klassische Beispiel aus der Physik ist hier das sogenannte Doppelspaltexperiment. Eine Lichtquelle sende einzelne Lichtteilchen, sogenannte Photonen aus. Es ist aber ganz prinzipiell unmöglich vorherzusagen, wo das Photon später ankommen wird. Für ein einzelnes Photon gilt das Kausalprinzip hier nicht mehr[4]. Beispiele dafür, wo gleiche Ursache möglicherweise zu unterschiedlichen Wirkungen führen können sind:


Aspekt IV: Gleiche Ursachen führen zu gleichen Wahrscheinlichkeiten


Das ist eine Aufweichung von Aspekt III. In der modernen Physik, insbesondere der Quantenphysik, geht man davon aus, dass gleiche Startbedingungen als Ursachen zu immer gleichen Wahrscheinlichkeiten für Wirkungen führen[4]. Das gilt aber nur näherungsweise für große Anzahlen von immer gleich durchgeführten Versuchen. Für Einzelfälle gilt das Prinzip nicht[5]. Siehe dazu auch Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation ↗

Aspekt V: Die Ursache kommt immer vor oder mit der Wirkung


Es scheint dem gesunden Menschenverstand zu entsprechen, dass die Ursache entweder vor der Wirkung liegt[2][3] oder zeitgleich mit ihr eintritt[15], nie aber nach der Wirkung. Dass aber genau das möglich ist behauptet der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman (1918 bis 1988). Wenn auch nur für spezielle Versuche unter Laborbedingungen bisher verwirklicht, scheint es Dinge zu geben, die in der Zeit zurückreisen können[16]. Zu ähnlichen Schlüssen kann das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon führen[18]. Dass ein Zustand aus der Zukunft sozusagen die aus seiner Sicht zurückliegende Vergangenheit beeinflussen könnte, reisst weitreichende Probleme und Spekulationen an.


Aspekt VI: Kausalität ist nur eine Denkgewohnheit


Die bisherigen Betrachtungen sollten zeigen, dass Kausalität schwer exakt und eng zu definieren ist. Probleme entstehen oft dann, wenn man Kausalität als ein Prinzip der Natur fassen möchte. Dass die Kausalität aber vielleicht nur eine Eigenart des menschlichen Denkes ist, sprach schon sehr früh der schottische Philosoph David Hume (1711 bis 1776) aus. So scheint auch der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schröding (1887 bis 1961) zu denken, wenn er vorsichtig formuliert, dass Ursache und Wirkung noch beobachtete Merkmalsgruppen sind[2]. Diese Vorsicht findet man auch bei Kant, wenn er die Notwendigkeit (im Sinne von Kausalität) als bloße Kategorie des Denkens definiert, letztendlich aber skeptisch ist, ob wir als Menschen jemals das "Ding an sich", die Objekte der realen Welt, erblicken können[17]. Die Idee, dass Kausalität zunächst nur eine menschliche Denkweise ohne zwingenden Bezug zur physikalischen Wirklichkeit sein könnte, berührt verschiedene Themen:


Fußnoten