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Felizitologie


Satire


Definition


Die Felizitologie ist ein fiktiver Wissenschaftszweig, die Lehre von der Glückseligkeit: die Idee einer Felizitologie diente dem polnischen Science-Fiction Autor Stanislaw Lem als erzählerischer Rahmen zu skurril-ironischen Spekulationen über die Unmöglichkeit, das menschliche Glück zu planen.

Hintergrund


Der Pole Stanislaw Lem hatte seine produktivste Schaffensphase vor allem in den 1960er, 70er und 80er Jahren. Ein Grundmotiv vieler seiner Schriften ist die Vergeblichkeit aller Versuche, eine perfekte Welt aufzubauen. Lem spielte solche Versuche durch und trieb sie voran bis zur absurden Konsequenz. Er karikierte damit auch die Politik seines Heimatlandes Polen, das damals offiziell sozialistisch war und als Staatsziel das Glück für alle Menschen planen wollte (Planwirtschaft). Siehe auch Sozialismus ↗

Beispiel


Um alle menschlichen glücklich zu machen, entwickelte man das sogenannte Altruizin: ein Stoff zum Einnehmen, der alle Menschen empathisch, also mitfühlsam für das Leid anderer Menschen mache. Die Urheber der Idee schlossen, dass sich alle Menschen nur noch um ihr gegenseitiges Wohl kümmern würden, wenn sie denn alle Altruizin genommen hätten. Nach einem versehentlichen Praxistests konnte man jedoch das Gegenteil beobachten: eine aufgebrachte Menschenmenge schlug auf einen wehrlosen Mann ein. Er hatte Zahnweh und die Menschenmenge schloss korrekt: wenn man ihn tot oder bewusstlos schlägt, dann empfindet man auch selbst die Zahnweh dieses Menschen nicht. Lems produktiv-philosophische Phantasie ersann vieler solcher Geschichten, die in der Felizitologie verdichtet zusammengestellt sind.

Querverbindung: Utopie


Lem behandelte in der Felizitologie eine Aporie: man kann sich realistische Höllen oder schlecht eingerichtete Welten vorstellen. Es scheint aber unmöglich zu sein, sich einen dauerhaft und perfekt gut eingerichteten Ort vorzustellen. Mit dieser Idee beschäftigten sich auch andere Autoren, siehe mehre dazu unter Unvorstellbarkeit der Utopie ↗

Fußnoten