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Ernst Mach über Goethe


Originalzitat


Basiswissen


„Die großen Erfolge, welche die physikalische Forschung in den verflossenen Jahrhunderten nicht nur auf eigenem Gebiet, sondern auch durch Hilfeleistung in dem Bereiche anderer Wissenschaften errungen hat, bringt es mit sich, dass physikalische Anschauungen und Methoden überall in den Vordergrund treten, und dass an die Anwendung derselben die höchsten Erwartungen geknüpft werden. Dem entsprechend hat auch die Physiologie der Sinne, die von Männern wie Goethe, Schopenhauer u.a., mit größtem Erfolg aber von Johannes Müller eingeschlagene Methode, die Empfindungen an sich zu untersuchen, allmählich verlassend, fast ausschließlich einen physikalischen Charakter angenommen. Diese Wendung muss uns als eine nicht zweckentsprechende erscheinen, wenn wir bedenken, dass die Physik trotz ihrer bedeutenden Entwicklung nur ein Teil des Gesamtwissens ist, und mit ihren für einseitige Zwecke geschaffenen einseitigen intellektuellen Mitteln diesen Stoff nicht zu erschöpfen vermag. Ohne auf die Unterstützung der Physik zu verzichten, kann die Physiologie der Sinne nicht nur ihre eigentümliche Entwicklung fortsetzen, sondern auch der Physik selbst noch kräftige Hilfe leisten. Folgende einfache Betrachtung mag dazu dienen, dieses Verhältnis klarzulegen.“

Fußnoten


Ernst Mach: "Antimetaphysische Vorbemerkungen" In: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis der Physischen zum Psychischen. Erstmals erschienen 1886.

Hintergrund


In seiner Farbenlehre hob Goethe den Vorrang der direkten Sinnesvorstellung gegenüber allen versuchten Konstruktionen einer ihnen zugrundeliegenden stofflichen Realität hervor. So lehnte Goethe etwa Newtons Bemühen schroff ab, sich eine materielle Grundlage für Licht denken zu wollen. Machs konsequente Position gipfelte in der Forderung nach einer Physik, die sich ganz auf die Sinneserfahrungen beschränkt. Lies mehr unter Ernst Mach ↗