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Determinismus


Weltprozess


Basiswissen


Alles in der Welt ist determiniert, das heißt vorherbestimmt: die Naturgesetze bestimmen jede noch so kleine Entwicklung, Gott weiss schon seit der Schöpfung, wie die Welt ablaufen wird oder alles läuft nach den strengen Gesetzen eines Karmas ab: deterministische Positionen finden sich in verschiedenen Religionen und Weltbildern. Dazu stehen hier kurz vorgestellt einige typ
ische Beispiele.

Determinismus in der Mythologie


Mythologien kennen verschiedene schicksalsbestimmende Mächte. Diese können unpersönlich gesetzmäßig sein, wie etwa das Gesetz des Karma im Buddhismus oder auch personifiziert wie die griechischen Moiren oder die altnordischen Nornen ↗

Determinismus in der Theologie


In der christlichen Theologie gibt es deterministische Denkrichtungen. Sie folgen sozusagen als logische Konsequenz aus der Annahme eines allwissenden (omniszienten) Gottes. Denn: ist Gott allwissend, dann sieht er zukünftige Geschehen voraus, was heute schon was in 1000 Tagen passiert. Damit ist das Geschehen der Zukunft durch Gottes Allwissenheit vollständig determiniert. Dieser Gedanke geht bis auf die Früzeit des Christentums zurück[1], wurde im Mittelalter weiter unteruscht[2] Mit großer Konsequenz ausgearbeitet wurde dieser Gedanke als sogenannte Prädestinationslehre ↗

Determinismus in der Mathematik


Wenn man etwas vollständig vorausberechnen kann, dann ist es determiniert. Dieser Gedanke ist richtig. Aber der Umkehrschluss gilt nicht zwingend. Wenn etwas determiniert ist, ist es nicht automatisch vorausberechenbar. Das klassische Beispiel dazu sind manche Zellularautomaten. Der englische Mathematiker Roger Penrose hat das Konzept der Berechenbarkeit detailliert ausgearbeitet. Ihm zufolge die mathematische Berechenbarkeit bedeutsam für die Rolle des Bewusstsein in Gehirnen. Umfangreich dargestellt ist diese Idee in dem sehr gut lesbaren Buch Computerdenken ↗

Determinismus in der klassischen Physik


Die Physik sucht nach mathematisch fassbaren Zusammenhängen, sogennanten Korrelationen in der Welt. Das meint: wenn man jetzt ein Zustand genau kennt, dann kann man daraus einen zukünftigen Zustand genau voraussagen. Der Nobelpreisträger und Physiker Richard Feynman sagte sinngemäß: Das höchste Wahrheitskriterium der Physik ist die Vorhersagbarkeit[8]. Je mehr den Physikern das auch gelingt, desto eher neigen manche Denker den Erfolg zu verallgemeinern und zu denken dass die ganze Welt vorhersagbar ist. Das entsprechende Denkprinzip ist die sogenannte Kausalität. Die Kausalität war ein Grundpfeiler für die klassische Physik [bis etwa 1900] ↗

Determinismus in der Quantenphysik


Der Determinismus der klassischen Physik setzt voraus, dass man a) einen momentanen Zustand eines Systems beliebig genau messen und b) dass daraus immer eindeutig ein Folgezustand entsteht. Beide Voraussetzungen sind in der Quantenphysik (ab etwa 1920) nicht mehr gegeben. Die genaus Messbarkeit wird unter anderem durch die Heisenbergsche Unschärferelation sowie auch den unausweichlichen Einfluss der messenden Person auf das Messergebnis (Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon, Verschränkuung) zunicht gemacht. Und dass aus einem Zustand A immer eindeutig genau ein Zustand B folgt, also die Kernidee einer strengen Kausalität, wurde durch den stochastischen Charakter aller quantenphysikalischen Gesetze abgelöst[7]. Siehe mehr zu den grundlegenden Wesenszügen dieser neuartigen Physik im Artikel zur Quantenphilosophie ↗

Der Laplace-Dämon als deterministischer Quälgeist


Der Laplacesche Dämon ist eine berühmte Metapher für ein deterministisches Weltbild[3] im Sinne der klassischen Physik. Erdacht wurde er von dem Mathematiker und Zeitgenossen Goethes, Pierre-Simon Laplace (1749 bis 1827). Der Dämon kann mit Hilfe der Naturgesetze alle Zustände der Welt aus der Vergangenheit bis in die fernste Zukunft berechnen. Mehr dazu unter Laplacescher Dämon ↗

Determinismus als Weltanschauung und Lebenshaltung


Als düstere, dystopische Welttheorie kam der Determinismus spätestens im 18ten Jahrhundert auf. Im 19ten Jahrhundert gewann er zunehmend viele Anhänger. In der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts war er sehr verbreitet. Literarisch verarbeitet hat das unter anderem der amerikanische Schriftsteller H. P. Lovecraft (Zitate) ↗

Zur Aktualität des Determinismus


Viele Menschen lehnen (und lehnten) den Determinismus instinktiv ab. Als Hauptargument gilt ihnen die unmittelbare Erfahrung eines Freien Willens. Seit dem Aufkommen der statistischen Quantenphysik in den 1920er Jahren gelten auch die modernen physikalischen Naturgesetze nicht mehr als zwingender Beweis eines physikalischen Determinismus. Das Thema gehört zu den großen (ungelösten) Forschungsfragen. Ein starkes physikalisches Argument gegen einen Determinismus ist die möglicherweise untrennbare Verknüpfung von unserem psychischen[3] Erleben mit physiaklischen Effekten. Ein nicht-deterministisches Weltbild auf Grundlage (quanten)physikalischer Phänomene entwickelte der US-amerikanische Physiker Johan Archibald Wheeler (1911 bis 2008) unter dem Stichwort partizipatorisches Universum ↗

Fußnoten