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Atomon


Historisch


Basiswissen


Zur Blütezeit des antiken Athen entwickelten zwei Denker, Leukipp und sein Schüler Demokrit, die Idee der Atom. Sie dachten sich die Welt aus zwei Dingen zusammengebaut: einem ganz leeren Raum und darin befindlichen kleinsten Teilchen. Diese kleinsten Teilchen nannten sie „to atomon“: das nicht-Teilbare.

Welche Eigenschaften hat das Atomon?


Ein Atom sei unteilbar, undurchdringbar und schwer. Alle Erscheinungen unserer Welt entstünden dadurch, dass sich Atome zu größeren Gruppen zusammenfügen und danach wieder auflösen. Diese Ideen decken sich mit dem, was man in der klassischen Physik Materie nannte. Lies dazu auch unter klassische Physik ↗

Welche Eigenschaften hat es nicht?


In der Vorstellung von Leukipp und Demokrit hatten Atome keine Farbe, Wärme, keinen Geruch, Geschmack und keine Töne. Diese Eigenschaften träten erst in unserer Wahrnehmung hinzu. Dieser Gedanke findet unter Physikern bis heute Anerkennung. Diese in unserem Bewusstsein erst hinzukommenden gefühlten Eigenschaften nennt man auch Qualia ↗

Scheineigenschaften


Scheinbar ist Farbe, scheinbar Süßigkeit, scheinbar Bitterkeit: wirklich nur Atome und Leeres." - Fragment 125 (gemäß Galenos von Pergamon); Übers. durch Hermann Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker, griechisch und deutsch, Zweiter Band, 3. Aufl., Berlin 1912. S. 85 Internet Archive. Alternative Übersetzung : "Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome und leeren Raum." - Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Kröner, Stuttgart 1935, S. 399

Leere


"Wenn aber das All kein zusammenhängendes (Ganzes) sondern - wie Leukipp und Demokrit behaupten - durch das Leere getrennt ist, dann muß die Bewegung aller Dinge (Stoffe) notwendig ein und dieselbe sein. Denn es ist durch die Atome getrennt. Ihre Substanz aber sei ein und dieselbe, gerade wie wenn ein jedes von ihnen für sich allein Gold wäre." Aus: Aristoteles, Vom Himmel. Siehe auch Leere ↗

Bewegung


"Leukippos nahm als zahllose und in ewiger Bewegung begriffene Elemente die Atome an [...] Daher nehmen einige Philosophen, wie Leukipp und Platon, eine ewige Tätigkeit an; denn sie behaupten, die Bewegung sei ewig. Aber warum das der Fall sei und was das für eine Bewegung ist, das sagen sie nicht, auch nicht den Grund, falls sie so oder so erfolgt." Aus. Aristoteles, Metaphysik. Siehe auch Bewegung ↗

Seele


"Demokrit erklärt die Seele für eine Art Feuer und Warmes. Denn von den unzähligen "Formen" oder Atomen (nennt er die kugelförmigen Feuer und Seele, ähnlich wie die sogenannten "Schabsel", die in den Strahlen, die durch die Fenster dringen, sichtbar werden), die alle umfassende Mischung dieser nennt er Urbestandteile des Naturganzen - ähnlich denkt auch Leukippos; von diesen bildeten die kugelförmigen die Seele, weil Atome von solcher Gestalt am besten durch alles hindurchdringen und die übrigen in Bewegung setzen könnten, zumal sie auch selber in Bewegung wären. Sie glaubten nämlich die Seele sei es, die die Lebewesen in Bewegung setze. Daher sei auch die Atmung von entscheidender Bedeutung für das Leben. Denn da die Atmosphäre die Körper zusammendrücke und von den Atomen diejenigen herausdränge, die den Lebewesen die Bewegung ermöglichten, weil sie (jene Atome) auch selber in ewiger Bewegung wären, da käme ihnen dadurch Hilfe, daß andere Atome derselben Gestalt von außen infolge der Einatmung hineindrängen. Denn diese hinderten auch die in den Lebewesen (noch) vorhandenen zu entweichen, indem sie die (sie) zusammendrückende und pressende (Atmosphäre) zugleich zurückdrängten. Und (Menschen und Tiere) lebten, solange sie dies tun könnten." Aus: Aristoteles, Von der Seele. Siehe auch Seele ↗

Weltentstehung


"Leukippos lehrt, daß die Welten entstünden, indem Körper (Atome) in den leeren Raum stürzten und sich miteinander verflöchten. Und infolge der Bewegung entstünde zufolge ihrem Wachstum die Substanz der Gestirne ... Das All sei unendlich; von ihm sei der eine Teil voll (von Substanz), der andere leer. Diese (Teile) nennt er auch Elemente. Und die Welten aus ihnen seien unzählige und lösten sich (dereinst) wieder in sie auf. Die Welten aber entstünden folgendermaßen: es bewegten sich infolge von Losreißung aus dem Unendlichen viele Körper von Gestalten aller Art in einem riesigen leeren Raum. Diese ballten sich zusammen und bewirkten (so) eine einzige Wirbelbewegung. Infolge dieser stießen sie (aneinander) und wie sie auf alle mögliche Weise herumgewirbelt wurden, da sonderte sich für sich das Gleiche zum Gleichen. Da sie aber infolge ihrer Masse nicht mehr im Gleichgewicht herumwirbeln konnten, entwichen die feinen (Teilchen) von ihnen in das äußere Leere, gerade als ob sie durchgesiebt würden; die übrigen aber blieben zusammen und, miteinander verflochten, eilten sie zusammen miteinander dahin und bildeten eine erste kugelförmige Zusammenballung. Diese umfaßte in sich wie eine Haut allerlei Körper. Wie diese nun infolge des Widerstandes der Mitte herumkreisten, wurde die umgebende Haut dick, da infolge der Berührung mit dem Wirbel die einander benachbarten Massen andauernd zusammenströmten. Und so sei die Erde entstanden, indem die zur Mitte getriebenen Massen zusammenblieben. Andererseits wuchs die umschließende Haut selber infolge der weiteren Zuströmung der von außen kommenden Körper. Und selber durch den Wirbel herumgerissen, ergriff sie von allem, was sie berührte, Besitz. Von diesen Massen verflochten sich einzelne miteinander und bildeten eine zusammengeballte Masse, die zuerst feucht und schlammig war; als sie aber getrocknet waren und mit dem Wirbel des Ganzen zusammen herumkreisten, da wurden sie glühend und bildeten die Substanz der Gestirne." Aus: Diogenes Laertius. Siehe auch Kosmogonie ↗

Temperatur


"Es sei aber der Kreis der Sonne der äußerste, der des Mondes dagegen der Erde am nächsten, während die anderen Gestirne zwischen diesen beiden wären. Und sämtliche Gestirne seien infolge der Schnelligkeit ihrer Bewegung glühend; die Sonne aber würde auch von den Gestirnen in glühenden Zustand versetzt. Der Mond dagegen habe nur wenig Anteil am Feuer. Es würden aber Sonne und Mond verfinstert .... (Die schiefe Lage des Tierkreises aber sei dadurch erfolgt), daß sich die Erde nach Süden neigte. Die nördlichen Gegenden aber hätten dauernd Schnee, Kälte und Frost. Und die Sonne verfinstere sich selten, der Mond dagegen beständig, weil ihre Kreise ungleich wären. Und wie es Entstehung der Welt gäbe, so gäbe es auch ihr Wachstum, Dahinschwinden und Untergang, infolge einer gewissen Notwendigkeit; welcherart aber diese ist, macht er nicht klar." Aus: Diogenes Laertius. Siehe auch Temperatur ↗

Veränderlichkeit


"Leukipp und Demokrit, die die Atome erfunden haben, lassen die Veränderung und Entstehung aus diesen erfolgen: durch (ihre) Trennung und Vereinigung das Entstehen und Vergehen, durch (ihre) Anordnung und Lage die Veränderung. Da sie an die Wahrheit der Erscheinungswelt glaubten, die Erscheinungswelt aber voller Gegensätze und unendlich ist, so setzten sie die Atome als unendlich (an Zahl) an, so daß infolge der Wandlungen des Zusammengesetzten ein und dasselbe Ding dem einen und dem anderen als entgegengesetzt vorkäme, und daß es seinen Platz verändere, wenn ihm nur wenig beigemischt würde, und daß es überhaupt ein anderes zu sein scheine, wenn nur eins (nur ein Atom) seinen Platz verändert hätte. Entsteht doch aus denselben Buchstaben die Tragödie so gut wie die Komödie." Aus: Aristoteles, Vom Werden und Vergehen. Siehe auch Veränderung ↗

Atomon grammatisch


Wiktionary: Atomon is an inflection of ἄτομος (átomos): neuter nominative/accusative/vocative singular